Das Modell St. Gallen-Wireless. Weniger Strahlung - mehr Daten.

Die herkömmlichen innerstädtischen Mobilfunksender (Makrozellen) müssen zurückgebaut werden. Das ist möglich, ohne die Versorgung zu gefährden. „Pilotinstallation St. Gallen-Wireless – als erster Schritt in Richtung eines strahlungsarmen Mobilfunks in der Stadt“ – so nennt sich das seit 2014 in den Normalbetrieb übergegangene Projekt. Es arbeitet mit Kleinzellen (Femtozellen) [88] und erfüllt die wichtigsten Forderungen zur Schaffung eines leistungsfähigen und strahlungsarmen Funknetzes:

  • Es gibt nur ein Netz für alle Nutzer.
  • Die Indoor- und Outdoor-Versorgung wird voneinander getrennt.
  • Mit einem Kleinzellennetz wird die Funkstrecke so kurz wie möglich gehalten.
  • Router/Access-Points werden gegenüber den Gebäuden abgeschirmt und so montiert, dass die Einstrahlung in Gebäude vermieden, bzw. minimiert wird.
  • Die Indoor-Versorgung basiert auf Glasfaseranschlüssen für jeden Nutzer.

Da der Nutzer immer nahe an einer Funkzelle ist, kann bei so einem Konzept
mit minimaler Leistung gefunkt werden, sowohl von der Zelle als
auch vom Nutzer. Gegenüber der herkömmlichen Versorgung ist dies ein
dreifacher Fortschritt:

  • Die Funkzellen senden mit geringer Leistung, die Strahlenbelastung bleibt auch im näheren Umfeld der Sendeanlagen gering.
  • Wohnungen werden nicht von außen durchstrahlt und bleiben nach Möglichkeit funkfrei.
  • Die Endgeräte können mit wenig Leistung empfangen und senden, weil keine die Strahlung behindernde Baumasse und nur kleine Entfernungen überwunden werden müssen.

Als diagnose:funk schon vor 10 Jahren die Einführung der Kleinzellen-Technologie forderte, wurden wir verlacht. Doch St. Gallen bewies, dass das möglich ist. Das Projekt St. Gallen ist in mehrfacher Hinsicht ein machbarer Schritt zum Verbraucherschutz, wie ihn diagnose:funk fordert. Nun springen auch die Mobilfunkbetreiber auf diesen Zug auf und wollen für den explodierenden Datenverkehr ergänzend zu den Makrozellen tausende Kleinzellen, v.a. für 5G installieren. Doch hierbei führen viel mehr Sendeanlagen zu höherer Belastung, denn diese Kleinzellennetze für das Internet der Dinge sollen weiterhin von außen die Wohnungen durchstrahlen und werden zur bereits vorhandenen Struktur zusätzlich gebaut. Solche Netze sind abzulehnen.

Forderungen für eine strahlungs- und energiearme Kommunikation in der
Außenversorgung

  • Die Mobilfunk-Netzplanung endet an der Hauswand. Access-Points sind an Gebäuden zum Innenbereich hin abgeschirmt – die Strahlung ist auf den Außenbereich gerichtet.
  • Die Access-Points müssen für hohe Datenübertragungsleistungen einen Glasfasernetzanschluss besitzen und zwar in beide Richtungen.
  • Jeder Haushalt muss an schnelles Breitband (Glasfaser) angeschlossen werden, um nicht auf von außen eingestrahlte Mobilfunksender angewiesen zu sein.
  • Mobilfunksendeanlagen als Makrozellen sollten zur Ausnahme werden.
  • Bestehende Infrastrukturen, die hohe Immissionen verursachen, sind insbesondere in sensiblen Bereichen zurückzubauen.
  • Wer in seinem Haus mobil online gehen will, kann sich eine eigene Femtozelle anschließen – so eingestellt, dass die Nachbarn nicht bestrahlt werden.
Dipl.-Ing. Jörn Gutbier in St. GallenBild: diagnose:funk
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In St. Gallen beträgt die Strahlung von Femtozellen mit einer effektiven Sendeleistung von 0,1 W rechnerisch in einem Abstand von 10 m weniger als 80 µW/m². Bei einem Abstand von 20 m sind es maximal 20 µW/m² und hinter einer Hauswand liegt die Einstrahlung dann bereits bei weniger als 1 µW/m².

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Dipl.-Ing. Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk
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