Die Perspektiven

Ende Oktober 2014 tagte das Wi-Fi & Small-Cell Forum in Dubai. Hier trafen sich international führende Firmen zum Thema Mobilfunkinfrastruktur auf der Basis von Kleinzellen. Im November 2014 hat der Entwickler Alcatel-Lucent angekündigt, in Zukunft die Mobilfunkinfrastruktur auf eine Basis von Kleinzellennetzen umbauen zu wollen. Die medienwirksame Aussage in der entsprechenden Presseerklärung war die Ankündigung, damit das Festnetz überflüssig zu machen. Datenkapazität sei nach Aussage der Pressemitteilung dann auch kein Problem mehr, weil die multifunktionale Funkzelle in der Straßenlaterne ja nur noch wenige Gebäude und Nutzer pro Einheit zu versorgen habe. Was nicht dazu gesagt wurde: Auch dieses Netz braucht eine funktionierende kabelgebundene Glasfaser-Infrastruktur, mit der die Kleinzellen in die weltweite Netzstruktur eingebunden werden müssen.

Beide Initiativen ermöglichen es zwar, das wachsende mobile Datenvolumen handhaben zu können, vernachlässigen aber wichtige Aspekte zur Störanfälligkeit, Datensicherheit und Strahlungsminimierung - bei beiden spielt das Thema Immissionsschutz z.Zt. noch keine Rolle. Wenn das Projekt Kleinzellennetze konsequent nach den Prinzipien, wie sie St. Gallen aufgestellt hat, verfolgt und aufgebaut wird, ist das Thema Immissionsschutz und Vorsorge durch Minimierung der Strahlenbelastung ein Abfallprodukt der Umsetzung, aber ein ganz entscheidendes, ein Ergebnis einer intelligenteren Technik. 

Der nächste Schritt: VLC (Visible Light Communication) - Optische Übertragungstechniken

Smartphones und Tablets kommunizieren über elektromagnetische Wellen in den Frequenzen von z.Zt. 800 - 2600 MHz. Diese gepulsten Mikrowellen-Frequenzen sind gesundheitsschädlich. Auch das Licht ist eine elektromagnetische Welle – nur mit viel höherer Frequenz, von 384 THz bis 789 THz (Terahertz). An diese evolutionär vorhandenen Frequenzen ist unser biologisches System angepasst. Warum nicht die Frequenzen des Lichts als Übertragungsmedium nutzen? Das hätte nur Vorteile: Künstliche Lichtquellen sind überall vorhanden, in der Wohnung, in den Büros, in der Tiefgarage, an den Straßenlaternen, in den Verkehrsampeln. Wir haben also schon Milliarden potenzielle Basisstationen. Nur mit vielen kleinen Sendezellen und mit höheren Frequenzen kann das ständig wachsende Datenvolumen auch zukünftig bewältigt werden. Die Vorstellung ist bestechend: ich schalte im Büro die Beleuchtung ein, und mein PC empfängt das Internet und mein Smartphone telefoniert darüber. Die LED-Lampe ist Sender und Empfänger. Die LED-Technik macht es möglich, optisch zu kommunizieren. Dazuhin wäre es auch ein Schutz gegen Datenspionage: Lichtwellen dringen nicht durch Wände, ein betriebliches VLC-Intranet ist sicher schwerer zu knacken. Die VLC-Technik wurde u.a. am Heinrich Hertz Institut in Berlin und an der Universität Edinburgh entwickelt. Auch China arbeitet mit Hochdruck daran und nennt es Li-Fi. Die Berliner Wissenschaftler werben für die Akzeptanz der Technologie und suchen nach Möglichkeiten für Pilotprojekte, um die Alltagstauglichkeit zu beweisen.

Die VLC - Technik ist für die Indoor-Versorgung zur Serienreife entwickelt, im Augenblick wäre sie eine Ergänzung zu bestehenden Netzen. Bei entsprechender Förderung wird es in kurzer Zeit möglich sein, sie auch outdoor für kurze Funkstrecken, wie sie jetzt in St. Gallen noch mit WLAN versorgt werden, einzusetzen. Natürlich müssen dann auch die Endgeräte in den VLC-Frequenzen empfangen können. Dies durchzusetzen ist wiederum eine Frage des politischen Willens, dann wäre der Verbraucherschutz fast perfekt: Mehr Daten - ohne gesundheitsschädliche Strahlenbelastung. Dann müsste nur noch der Datenschutz gesichert sein. Dann wäre es ganz perfekt. 

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