Diagnose: Schweres Mikrowellensyndrom

Weit unterhalb der Grenzwerte der 26. BImSchV
Dokumentation von Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam.

Akute Gesundheitsgefährdung der Anwohner der Mobilfunkanlage Stählingerstr. 1
 

Verdacht auf synergistische Schädigung durch UMTS, Richtfunk- und Fernsehsender

Frau MR. und Frau B. hatten am 22.11.05 verzweifelt bei der Ärzteinitiative Bamberger Appell um Hilfe gebeten. Ihre Krankheitssymptome, die wenige Wochen nach Inbetriebnahme eines Mobilfunksenders in unmittelbarer Nachbarschaft auftraten, seien so massiv und bedrohlich, dass sie sich nur noch für jeweils kurze Zeit zu Hause aufhalten könnten. Sie müssten auswärts bei Bekannten oder Verwandten schlafen. 30 weitere Anwohner seien betroffen. Sie hätten sich seit September an ihren Bürgermeister, an das Gesundheitsamt, an das LfU, an das Innenministerium, an die Bundesnetzagentur, an die Hausbesitzerin und an den Betreiber gewandt, bisher ohne Erfolg.

Daraufhin habe ich die vier oben genannten Anwohner am 23.11. abends und am 24.11. morgens in ihren Häusern besucht (ich hatte am 24.11.nachmittags gemeinsam mit Herrn Dr. Bergmann, Freiburger Appell und Frau Hentschel, Bundesverband Elektrosmog einen Termin bei Herrn J.Ryan, Europäische Kommission, Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz, zum Thema Gesundheitsgefährdung durch Mobilfunk).

Herr B., 56 J., erkrankte ab Mitte Juli. Als ehemaliger Telekom-Mitarbeiter machte er sich keinerlei Gedanken, als im Juni 2005 auf dem Nachbarhaus eine Mobilfunkanlage montiert wurde. Er ist im Ruhestand und hielt sich ganztägig in seinem Haus auf, beschäftigt mit Renovierungsarbeiten. Es begann mit Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Schmerzen in der Schilddrüse. Dann kamen hinzu: heiß brennende Schmerzen im Gesicht, am Hals und an den Schultern, Rot- und Braunverfärbung der Haut, sonnenbrandähnliche Flecken im Gesicht und am Körper (entstehend während der Nacht), brennende sowie gerötete Augen, schwerste Schlafstörungen bis hin zu völliger Schlaflosigkeit, Unruhe, Reizbarkeit, Kontrollverlust über das eigene Handeln, Wortfindungsstörungen, Vergesslichkeit, Herzrasen, Blutdruckschwankungen, massiver Haarausfall, nächtliches Schwitzen, ständiger Durst, Gewichtsabnahme von 10 kg in drei Wochen, Taubheitsgefühl der linken Gesichtshälfte, Schleier vor dem linkem Auge, braun-gelbe, fahle Gesichtsfarbe.

Als er völlig erschöpft war, nicht mehr aufstehen konnte und zu seiner Frau sagte: "Ich warte auf den Tod", sorgte sie sofort für einen Ortswechsel zu den Kindern.

Bei Frau B., 54 J., (sie war tagsüber viel unterwegs, um Materialien für die Renovierung zu besorgen) traten die ersten Symptome Anfang August auf. Sie hatte häufig einen steifen Nacken, war benommen und litt unter Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Dann begannen die Augen stark zu brennen, anzuschwellen und sich zu röten. Sie litt unter Herzrasen, Herzstolpern und anfallweise hohem Blutdruck (180/110mm Hg, normalerweise 110/70 mm Hg). Es war ein Gefühl, als würde das „Blut kochen“. Nächtliches Nasenbluten, Gelenk- und Gliederschmerzen, Tinnitus links, Sehstörungen, Haarausfall, Übelkeit.

Während eines längeren Aufenthaltes bei ihrem Sohn haben bei beiden die Krankheitssymptome nachgelassen.

Herr B. Junior ist mit seiner Frau aus dem Anwesen Volksgarten 1 ausgezogen. Er litt unter starken Kopfschmerzen und Schlafstörungen.

Frau MR., 40 J., erkrankte Ende Juni mit schweren Gelenk- und Muskelschmerzen am ganzen Körper, so dass sie etwa drei Wochen lang fast nicht laufen konnte. Eine symptomatische Behandlung erfolgte beim Hausarzt, der jedoch die Ursache der Erkrankung nicht abklären konnte. Gleichzeitig litt sie unter Haarausfall. In der Folge traten auf: Schlafstörungen, Unruhe, Kopfschmerzen, Gereiztheit, Ohrgeräusche, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Wortfindungsstörungen. Seit Oktober kamen hinzu: Herzrasen, hoher Blutdruck (190/130 mmHg), kalte Hände und Füße, heißes Gesicht, brennende Augen, Juckreiz am ganzen Körper, nächtliches Schwitzen, Übelkeit. Sie schläft daher seit mehreren Wochen nicht mehr zu Hause.

Ihre zwei Vögel (Wellensittich, Nymphensittich) hätten sich im Verhalten geändert. Sie seien verstummt und bewegungsarm. Ihr Hund habe seit 4 Monaten Bindehautentzündung, Juckreiz und habe sich im Zimmer einen anderen Platz gesucht.

Bei Frau M. Karin, 65 J., begann es mit Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Dann folgten Unruhe, Benommenheit, Reizbarkeit, Tinnitus, Vergesslichkeit, depressive Stimmung, Gelenk- und Gliederschmerzen, Juckreiz am ganzen Körper, Herzrhythmusstörungen, hoher Blutdruck, kalte Extremitäten, heißer Kopf, rote, brennende Augen, Haarausfall, nächtliches Schwitzen und Übelkeit. Sie wisse nicht mehr weiter und habe nicht mehr die Kraft das Haus zu verlassen. „Lieber sterbe ich als wegzugehen.“

Frau St., …………., begegnete ich auf der Strasse. Sie klagte über ständigen Juckreiz an den Beinen, Schlafstörungen und Augenbrennen in den letzten Wochen.

Weitere 26 Anwohner haben auf Unterschriftenlisten folgende Symptome vermerkt: brennende, gerötete oder tränende Augen, Nervosität, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, hohen Blutdruck, Juckreiz, Hitzegefühl, Taubheitsgefühle, Ohrenschmerzen, Schwindel und/ oder Übelkeit.

Besucher bei der Familie B. hätten nach einer halben Stunde über Unwohlsein, Benommenheit, Kopfschmerzen, müde und brennende Augen geklagt und seien fortan nicht mehr gekommen.

Der 11-jährige Enkel habe ebenfalls bei Besuchen unter Kopfschmerzen gelitten.

Zusammenfassung:

Die Erkrankungen des Ehepaars B., von Frau MR. und von Frau M. wurden verursacht durch die Inbetriebnahme des Mobilfunksenders in der Stählingerstraße 1 (einschließlich Richtfunk) im Juni 2005.

Begründung:

- Die Betroffenen waren bis zu diesem Zeitpunkt weitgehend beschwerdefrei;

- sie leiden an der für das Mikrowellensyndrom charakteristischen Kombination von Symptomen;

- viele Anwohner sind im gleichen Zeitraum an ähnlichen Symptomen erkrankt;

- etliche der genannten Symptome sind eindeutig sichtbar ( Rötung und Bräunung der Haut, Augenschwellung, Augenrötung, fahle Gesichtsfarbe, Haarausfall) und messbar (Blutdruck, Herzfrequenz, Gewicht);

- einzelne Symptome treten auch bei Besuchern nach kurzer Zeit auf;

- ein großer Teil der Symptome verschwindet nach Verlassen des Wohnviertels;


- mehrere Menschen sind bereits weggezogen und mehrere schlafen regelmäßig an anderen Orten, weil die Symptome so quälend, unerträglich und bedrohlich sind.

Die besondere Schwere der Krankheitsbilder (Herzrhythmusstörungen, Blutdruckentgleisungen, hirnorganische Symptome, Suizidgedanken) erfordert eine sofortige Beendigung der Hochfrequenzbelastung ausgehend von dem Mobilfunksender auf dem Nachbarhaus sowie eine Erhebung der Erkrankungen an diesem Mobilfunkstandort. Die Menschen leiden unter denselben Symptomen, welche Ärzte in den letzten 15 Monaten bei 800 Anwohnern an 152 Standorten vorgefunden haben.

Die bisherige Weigerung der zuständigen Behörden und Wissenschaftler, diese längst überfälligen Erhebungen an diesem wie auch an anderen Mobilfunkstandorten durchzuführen, ist nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Es kann nicht länger hingenommen werden, dass weitreichende und schwere Gesundheitsschäden der Betroffenen billigend in Kauf genommen werden. Angesichts der Tatsache, dass Ärzte seit mehr als 10 Jahren kausale Zusammenhänge zwischen Hochfrequenzbelastung und Erkrankung beobachten, ist das Versäumnis der zuständigen Behörden und der Wissenschaft aus ärztlicher Sicht als unterlassene Hilfeleistung zu bewerten.

Aus ärztlicher Sicht besteht für die Anwohner eine akute Gefährdung ihrer Gesundheit. Daher ist ein sofortiges Einschreiten der Behörden geboten.

Ich habe mit Frau B. am 24.11.05 um 8 Uhr 30 Herrn Fery, Untere Bauaufsichtsbehörde, und Frau Hennrich, Rechts- und Ordnungsamt, aufgesucht und sie davon in Kenntnis gesetzt, dass aus ärztlicher Sicht eine akute Gesundheitsgefahr besteht.

Ich habe dies in Anwesenheit von Herrn Fery auch dem Leiter des Gesundheitsamtes, Herrn Dr.Baltis telefonisch mitgeteilt und um sofortiges Einschreiten gebeten.

Das Messprotokoll der Bundesnetzagentur über die am 7.10.05 von ihr durchgeführten Messungen lag dem Amt noch nicht vor. Nur die Summenwerte der elektrischen Feldstärke mit einem Höchstwert von 2,3 V/m sind im Protokoll der Stadt festgehalten. Für die Bewertung ist die Kenntnis der selektiven Messung unabdingbar. Die von mir durchgeführte orientierende Summenmessung (800-2500 MHz) mit HF 38 B von Gigahertz Solutions ergab im Dachgeschoss 700 µW/m2;. Aus welchem Frequenzbereich stammt also der Hauptanteil der elektrischen Feldstärke?

Für Fragen stehe ich gerne jederzeit zur Verfügung.

Bamberg, den 6.12.2005

Dr.med.Cornelia Waldmann-Selsam


Dr.med.Cornelia Waldmann-Selsam
Praktische Ärztin
Karl-May-Str.48

96049 Bamberg

Tel. 0951-12300
Fax. 0951-2972506

Bamberg, den 20.11.05

Fachliche Stellungnahme

Patient: M., geb.: ………..

………………, 754xx ……….

Diagnose: Mikrowellensyndrom mit folgenden Symptomen

Chronische Cephalgie (besonders re Hinterkopf)

Hämmerndes Dauergeräusch im Kopf

Schmerzen und Schwellung li Gesichtshälfte

Schwere Schlafstörungen

Unruhe, Depressive Stimmung

Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit

Zahnschmerzen und avitale Zähne unklarer Genese

Osteolysen in Kiefer

Conjunktivitis sicca, conjunktivale Injektion

Linsentrübung

Rosaceiforme Dermatitis (therapieresistent)

Tinnitus, Hörsturz


Herr M. hatte sich im Oktober 2005 wegen unerträglicher Schmerzen im Kopf und Gesicht und wegen quälender Dauergeräusche im Kopf an die Ärzteinitiative „Bamberger Appell“ gewandt.

Daraufhin habe ich ihn und einige Nachbarn am 15.11. und 16.11.05 zu Hause besucht.

Ende November 2001 waren bei ihm Unruhe, Schlafstörungen und Ohrgeräusche aufgetreten. Die aufgesuchten Ärzte konnten keine organische Ursache finden. Wenn er sein Wohngebiet damals verließ, fühlte er sich wieder wohl. Die einzige Veränderung, die in seinem Wohnumfeld stattgefunden hatte, war die Errichtung eines Mobilfunksenders auf dem Nachbarhaus. Da Herr M. darin die Ursache seiner Beschwerden vermutete, wandte er sich an die Gemeinde und an die zuständigen Behörden mit der Bitte um Abklärung und Abhilfe – leider ohne Erfolg. Daraufhin führte er Abschirmmaßnahmen an Dach, Wänden und Fenstern (2002, 2004) durch. Diese brachten jedoch nicht die erhoffte Besserung. Herrn M.s Gesundheitszustand verschlechterte sich weiter. Zahnschmerzen, Gesichtsschmerzen, Kopfschmerzen, Augenentzündung, Linsentrübung und Hörsturz kamen hinzu. Die behandelnden Ärzte waren weitgehend hilflos. Ihm half jedoch im Jahr 2004
in Auslandsaufenthalt bei seiner Tochter in den USA in einer mobilfunkfreien Gegend.

Bei seiner 56-jährigen, berufstätigen Frau traten die Beschwerden etwas später auf. Zum jetzigen Zeitpunkt leidet sie unter Schlafstörungen, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schwindel, hohem Blutdruck, Haarausfall, Augenbrennen und Gelenkbeschwerden.

Herr M. sieht krank, angespannt und mitgenommen aus. Die ständigen Schmerzen im rechten Hinterkopf und in der linken Gesichtshälfte und das hämmernde, pulsierende und rauschende Geräusch im Kopf quälen ihn aufs äußerste.

Ich war mit ihm an beiden Tagen mehrere Stunden zu Messungen unterwegs. Ihn plagten diese Schmerzen und Geräusche ununterbrochen außer an einem Ort, an den er mich führte.

Dabei handelt es sich um eine kleine Straße, die von seinem außerhalb des Ortes gelegenen Gartengrundstück aus in eine Mulde im Hang führt. Die Beschwerden verschwanden dort nicht ganz, aber sie waren etwas leichter. An diesem Ort betrug der Messwert 0,5 µW/m2;.

Sämtliche Messungen wurden von mir mit dem Gerät HF 38 B von Gigahertz Solutions durchgeführt. Es ermöglicht eine orientierende Summenmessung der Hochfrequenz von 800 bis 2500 MHz.

Im Haus von M. s lagen die Messwerte zwischen 5 und 300 µW/m2; An der Außenseite des Hauses betrug der Wert 400µW/m2;

Für die Auswirkungen auf die Gesundheit muss die bereits über einen langen Zeitraum vorhandene Hochfrequenzbelastung durch den starken Mittelwellensender in Mühlacker (ca.3 km) mitberücksichtigt werden. Synergismen sind möglich. Mehrfach wurde Versagen von Autoelektronik beobachtet, ebenso wie Störungen von Fernsehgeräten.

Bei folgenden Anwohnern des Mobilfunksenders Schönenberger Str. 22 habe ich Messungen und Befragungen durchgeführt:

G. F. u. I., ………..

B. M. u. B., …………….

B.W., …………….

G. M., …………………..

J. M., ………………

C. , …………………

Außerdem bei Anwohnern des Mobilfunksenders Raster, Gewerbegebiet:

SB., …………………..

B., ……………………..

Die Messprotokolle einschl. Kurzanamnesen befinden sich in der Anlage.

Beim Besuch in diesen 8 Haushalten bin ich auf 21 Menschen getroffen, die ebenfalls unter den charakteristischen, durch Hochfrequenz ausgelösten Krankheitssymptomen leiden (s. Anlage über die Erhebungen in Oberfranken). Ein schmerzgeplagter Anwohner hat sich am 17.11.05 das Leben genommen.

Zusammenfassung.

Die Erkrankung von Herrn M. wurde ausgelöst durch die gepulsten hochfrequenten elektromagnetischen Felder ausgehend von der 2001 in Betrieb gegangenen Mobilfunk-sendeanlage auf dem Nachbarhaus.

Begründung:

Herr M. ist seit Inbetriebnahme der 2. Mobilfunksendeanlage im November 2001 dauerhaft erkrankt.

Er leidet an vielen der für das Mikrowellensyndrom charakteristischen Symptomen.

Mehrere Nachbarn sind ebenfalls am Mikrowellensyndrom erkrankt.

Die aufgesuchten Ärzte konnten keine organischen Ursachen finden.

Bei einem längeren Auslandsaufenthalt ohne Mobilfunkexposition war er beschwerdefrei.

Die Schwere des Krankheitsbildes (unerträgliche, therapieresistente Schmerzen und quälende Kopfgeräusche) erfordert eine sofortige Beendigung der gepulsten Hochfrequenzbelastung ausgehend von den Mobilfunksendeanlagen auf dem Nachbarhaus sowie eine Erhebung der Erkrankungen an diesem Mobilfunkstandort.

Die Weigerung der zuständigen Behörden und Wissenschaftler, diese längst überfälligen Erhebungen an diesem wie auch an anderen Mobilfunkstandorten durchzuführen, ist nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Es kann nicht länger hingenommen werden, dass weitreichende und schwere Gesundheitsschäden der Betroffenen billigend in Kauf genommen. Angesichts der Tatsache, dass Ärzte seit mehr als 10 Jahren kausale Zusammenhänge zwischen Hochfrequenzexposition und Erkrankung beobachten, ist das Versäumnis der zuständigen Behörden und der Wissenschaft aus ärztlicher Sicht als unterlassene Hilfeleistung zu bewerten.


Dr.med.Cornelia Waldmann-Selsam


Anlagen: Messprotokolle und Krankheitssymptome von Ehepaar M. und 8 weiteren Haushalten, Ärztliche Erhebungen in Oberfranken, Stellungnahme der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen betreffend Familie Schlenz (2005), Tagungsband 1.Bamberger Mobilfunksymposium Januar 2005,

26 Fallbeispiele.


Namen und Adressen der angesprochenen Personen habe ich aus Datenschutzgründen anonymisiert

Dr.med.Cornelia Waldmann-Selsam
Praktische Ärztin
Karl-May-Str.48

96049 Bamberg

Tel. 0951-12300
Fax. 0951-2972506

25. November 2005

Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Familie

Frau Staatsministerin Orosz
Albertstr.10

01097 Dresden

Betreff: Akute Gesundheitsgefährdung für die Anwohner folgender Mobilfunkbasisstationen:

09481 Scheibenberg, Pfarrstr.

01328 Dresden-Weissig, Radeberger Str.

01159 Dresden, Alfred-Thiele-Str


Sehr geehrte Frau Ministerin,

gestatten Sie, dass ich mich wegen äußerst beunruhigender ärztlicher Beobachtungen an Sie wende.

Anwohner der oben aufgeführten Mobilfunkstandorte hatten sich in den letzten Monaten mehrfach an die Ärzteinitiative „Bamberger Appell“ gewandt mit der Bitte um Hilfe.

An den Standorten in Dresden habe ich selbst am 1.7., 2.7. und 3.7. und am 2.10.05 Hochfrequenzmessungen und Befragungen durchgeführt.

Die Messungen erfolgten mit dem Gerät HF 38B der Firma Gigahertz Solutions. Es ermöglicht eine orientierende Summenmessung des Frequenzbereiches 800 – 2.500 MHz.

In Scheibenberg hat Dr. Hopf, Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen bei der betroffenen Familie S. die Expositionsverhältnisse erfasst.

Der längst geplante Bericht an Sie hat sich verzögert, da mehrere hundert Anfragen pro Woche bei der Ärzteinitiative eingehen. Frau S. befindet sich in einer Notlage, ihr verzweifelter Anruf aus Scheibenberg zwingt mich als Ärztin jetzt sofort zu reagieren.

Wegen der Hochfrequenzbelastung im eigenen Haus hat das Ehepaar S. die letzten 6 Monate größtenteils bei Verwandten, Bekannten und im Urlaub verbracht. Dort fühlten sie sich wohl und waren weitgehend beschwerdefrei. Herr S. fährt alle 2 Wochen zur Therapie seiner Chron. Myeloischen Leukämie (aufgetreten 1997) nach Frankfurt/Main. Da jetzt der Winter kommt mussten sie wieder ins eigene Haus zurückkehren.

Schon in der zweiten Nacht litt Herr S. unter Schlafstörungen, Herzschmerzen und Herzrhythmusstörungen. Obwohl das Ehepaar im Erdgeschoss im Wohnzimmer schläft (niedrigste Exposition) stellten sich die seit mehreren Jahren aufgetretenen Symptome

(Kopfschmerzen, Nervosität, Ohrgeräusche, ständige Müdigkeit, Augenentzündungen, Akne) wieder ein. Aus ärztlicher Sicht ist dies nicht hinnehmbar, denn:

* für einen Menschen mit einer schweren Grunderkrankung ist ein unbelastetes Schlafumfeld unabdingbar, damit sich das angegriffene Immunsystem überhaupt noch erholen kann und nicht völlig kollabiert.

* unter Hochfrequenzbelastung auftretende Herzrhythmusstörungen können lebensbedrohlich werden.

Aus ärztlicher Sicht besteht dringendster Verdacht auf ursächlichem Zusammenhang zwischen Beschwerden und Hochfrequenzbelastung. Daher ist es für mich völlig unverständlich, dass der Sender auf dem Nachbarhaus entgegen der Empfehlung der Landesuntersuchungsanstalt weiter aufgerüstet wurde.

In Dresden-Weissig kam es nach Wiederinbetriebnahme des Senders Radeberger Str. im September 2005 zu unerträglichen Gesundheitsstörungen bei etlichen Anwohnern. Sie sind verzweifelt. Sie leiden unter Schlafstörungen, Alpträumen, Kopfschmerzen, Unruhe, Schwindel, Benommenheit, Tinnitus, quälenden Kopfgeräuschen, Gelenkbeschwerden, Muskelschmerzen, Herzschmerzen, Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Blutdruck. In folgenden Haushalten habe ich Messungen und Befragungen (s. Anlagen) durchgeführt:

S., ………………………

H., ………………………

G., ……………………….

W., ……………………..

K., ………………………

Die Messwerte in den Häusern lagen zwischen 50 und 4.600 µW/m2;. Für die gesundheitlichen Auswirkungen ist von Bedeutung, dass die Anwohner auch durch die Sendeanlagen auf dem Hutberg belastet werden.

Etliche Anwohner sind in zeitlichem Zusammenhang mit der Wiederinbetriebnahme des Mobilfunksenders an den für Hochfrequenzbelastung charakteristischen Symptomen erkrankt. Aus ärztlicher Sicht besteht daher kein Zweifel an einem kausalen Zusammenhang.

In der Alfred-Thiele-Str., Dresden, ist der Mobilfunksender seit knapp 2 Jahren in Betrieb. Kein Vertreter der zuständigen Bundesbehörden (BfS, BMU, SSK) hat sich vor Ort informiert und die Behörden weigern sich, Gesundheitserhebungen vor Ort durchzuführen, obwohl ihnen folgende Fakten bekannt sind:

* die Exposition in den umliegenden Holzhäusern ist besonders hoch (bis zu 15.000µW/m2;).

* viele vorher gesunde Menschen sind an den typischen Symptomen erkrankt.

* die Landesuntersuchungsanstalt sieht einen Zusammenhang zwischen Erkrankung und Hochfrequenzexposition

* die Krankenkasse bestätigt den Verdacht

* die erkrankte Familie K. ist aus dem eigenen Haus vor einem Jahr ausgezogen.

* die Familie wird in unbelastetem Wohnumfeld wieder gesund

* selbst Pflanzen sind dort zugrunde gegangen

In folgenden Haushalten habe ich Messungen durchgeführt:

H., …………………..

F., …………………..

F., ……………………..

W., ………………………

K., …………………………….

Die Messwerte lagen zwischen 20 und 15.000 µW/m2;.

Ein zentrales Symptom der Hochfrequenzbelastung ist die chronische Erschöpfung gepaart mit depressiver Stimmung und dem Gefühl der Hilflosigkeit. Die Bewältigung eines normalen Alltags stellt viele Betroffene vor eine unlösbare Aufgabe. Sie resignieren, ergeben sich ihrem Schicksal und sehen sich nicht in der Lage, sich gegen eine Körperverletzung zu wehren, die ihnen jegliche Lebensqualität nimmt und keine Hoffung auf eine Verbesserung ihrer aussichtlosen Situation zulässt.

Dies ist in der Alfred-Thiele-Straße der Fall.

Im Umkreis der oben aufgeführten Mobilfunkbasisstationen besteht akute Gefahr für die Gesundheit der Anwohner. Ich bitte Sie daher unverzüglich einzuschreiten. Die von den Mobilfunksendeanlagen ausgehende Hochfrequenzbelastung muss beendet und der Gesundheitszustand der Anwohner erfasst werden.

Die Weigerung der zuständigen Behörden und Wissenschaftler, diese längst überfälligen Erhebungen an diesem wie auch an anderen Mobilfunkstandorten durchzuführen, ist nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Es kann nicht länger hingenommen werden, dass weitreichende und schwere Gesundheitsschäden der Betroffenen billigend in Kauf genommen werden. Angesichts der Tatsache, dass Ärzte seit mehr als 10 Jahren kausale Zusammenhänge zwischen Hochfrequenzexposition und Erkrankung beobachten, ist das Versäumnis der zuständigen Behörden und der Wissenschaft aus ärztlicher Sicht als unterlassene Hilfeleistung zu bewerten.

Publikation zum Thema

April 2010, 1. Aufl. April 2005Format: A5 Veröffentlicht am: 00.04.2010 Bestellnr.: Jochen Diefenthaler, Augsburger Str. 56, PLZ 87700 Memmingen, Tel: 08331–88134, Fax: –5574, email: jodi@jodi.deSprache: DeutschHerausgeber: Ärzteinitiative Bamberger Appell

Dokumentierte Gesundheitsschäden

32 Krankenberichte (Kasuistiken)
Autor:
Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam
Inhalt:
"Die meisten Ärzte wissen nicht, dass an keinem einzigen Mobilfunkstandort in Deutschland Erhebungen des Gesund-heitszustandes der Menschen durchgeführt wurden. Die Schilderungen der Betroffenen zeigen, dass Menschen seit Jahren durch gepulste hochfrequente elektromagnetische Felder oft schwer erkrankt sind, ohne dass die behandelnden Ärzte die Ursachen immer erkannten", berichtet Dr. Cornelia Waldmann-Selsam im Vorwort. Sie wählte aus über fünfhundert schriftlichen oder mündlichen Berichten Krankheits-verläufe (Kasuistiken) aus. Anlässlich eines Fachgesprächs am 02.08.2006 im Bundesamt für Strahlenschutz wurden Unterlagen über viele Mobilfunkgeschädigte übergeben mit der wiederholten Bitte, Vorortuntersuchungen zu veranlassen. Seit März 2007 liegen auch ausführliche umweltmedizinische Kasuistiken vor. Das Bundesamt für Strahlenschutz und das Bundesumweltministerium sehen keine Notwendigkeit und berufen sich auf das Deutsche Mobilfunk-Forschungsprogramm.
Artikel veröffentlicht:
13.12.2005
Autor:
Fallberichte von Dr. Cornelia Waldmann-Selsam
Quelle:
Veröffentlicht auf diagnose:funk mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
Ja, ich möchte etwas spenden!