WLAN: Städte bald flächendeckend bestrahlt

Artikel in Konsumentenzeitschrift 'Saldo'
Der Drahtlose Internetzugang im öffentlichen Raum wird massiv vorangetrieben. Kritiker warnen vor gesundheitlichen Risiken.

Kabellos im Freien ins Internet: Das soll in wenigen Jahren in der ganzen Schweiz möglich sein - mit der sogenannten WLAN-Technik (Wireless local area network). Dazu braucht es Access-Points, kleine Antennen mit einer Reichweite von 100 bis 200 Metern, welche die digitalen Daten im Mikrowellenbereich an den Empfänger übertragen.

Vorreiterin ist die Tourismuszentrale Luzern. Sie wirbt derzeit dafür, dass Luzern bald die erste Stadt sein wird, die flächendeckend mit WLAN versorgt ist. Nach einem einjährigen Test sollen nun in der Innenstadt rund 80 Antennen aufgebaut werden. Die Federführung des Projekts liegt beim Luzerner Elektrizitätswerk und der Firma The Public Network (TPN).

Strahlenbelastung: Sehr hohe Werte gemessen

Schon heute werden öffentliche Plätze mit WLAN bestrahlt. In Zürich etwa das Bellevue oder der Bahnhofplatz, in Basel der Barfüsserplatz. Bald sollen aber ganze Städte bestrahlt werden. Entsprechende Projekte gibt es in Zürich, Basel und Bern.

Mobilfunkkritiker warnen vor dieser Entwicklung: «Im Nahbereich der Antennen ist die Belastung hoch. 2 Meter neben einem Access-Point haben wir eine elektrische Feldstärke von 2 Volt pro Meter (V/m) gemessen», sagt etwa Edith Steiner von den Ärzten für Umweltschutz (Aefu). Der Grenzwert für Mobilfunkstrahlung liegt bei 6 V/m. Für WLAN-Antennen gibt es keine Grenzwerte.

Gesundheitlich gefährlich sind laut Aefu vor allem die PC-Funkkarten, die die Daten empfangen und senden. Wer mit dem Laptop auf dem Schoss arbeitet, setzt sich laut Edith Steiner einer Strahlung von 6 V/m aus. Das könne sich schädigend auf Prostata, Hoden, Blase, Gebärmutter oder Eierstöcke auswirken. Langzeitstudien gibt es nicht. Die Landessanitätsdirektion Salzburg (A) empfahl einen Höchstwert von 0,02 V/m für Mobilfunkstrahlung.

Bei den Befürwortern von WLAN sieht man das anders. Jörg Furrer von TPN hält die Strahlung der Access-Points für «unbedenklich».

Gregor Schmid von der Abteilung Umweltschutz der Stadt Luzern bestätigt, dass sich nach der Publikation des Vorhabens besorgte Bürger gemeldet hätten. Aber: «Wie schlimm die Belastung durch WLAN ist, weiss letztlich niemand, da wir noch nicht 40 Jahre damit leben.»

Nebenstehend ist der Originalartikel auch als PDF zum Herunterladen verfügbar!

Artikel veröffentlicht:
11.10.2006
Autor:
Beat Camenzind | Konsumentenzeitschrift Saldo
Quelle:
Saldo Nr. 16 | 11. Oktober 2006 Veröffentlicht auf diagnose:funk mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

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