Mikrowellenstrahlung für unsere Kleinen

Anerkennung von Mobilfunk-Risiken
Würden Sie den Metzger fragen, ob Fleischkonsum schädlich ist? Über die Langzeitwirkungen von Elektrosmog lägen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor, heisst es von Seiten der Schweizer Regierung. Eine andere Antwort ist vom Mehrheitsaktionär des grössten Netzbetreibers auch nicht zu erwarten.

Die Literaturübersicht des BUWAL berücksichtigt rund ein drittel der über 600 heute verfügbaren Studien zu gesundheitlichen Effekten der Funkstrahlung. (Dazu kommen rund 7000 Studien im niederfrequenten Bereich) Fazit des BUWAL: Es fehlt noch immer der letzte Beweis, also lassen wir die Grenzwerte so hoch wie sie sind. Doch achtzig Prozent dieser Studien zeigen schädliche Effekte im heute vorherrschenden Feldstärkebereich. Beim Tabak sind es dagegen nur knapp über 50%. Dazu kommt: Oft kennt man den „Designfehler“, wegen dem die eine oder andere Studie keinen Effekt fand. Aber welcher Bürger oder Redakteur kennt sich hier schon aus? Diejenigen, die sich auskennen, sind oft nur die Universitätsprofessoren. Und die werden wiederum zum grossen Teil von wem bezahlt? Richtig: Von der Industrie – oder von deren Mehrheitsaktionär…

Doch die Mikrowelle hat heute bereits eine (kaum publizierte) unrühmliche Geschichte hinter sich: Erste Studien zu Mikrowellen tieferer Frequenzen fanden bereits 1930 schädliche Effekte. Das Militär intensivierte die Studien zu Radar-Frequenzen nach dem 2. Weltkrieg, bis dabei herauskam, dass die Strahlung potentiell gefährlich ist. Vor der deutschen Regierung klagen heute allein 1800 Radartechniker der Ex-DDR - bzw. deren Nachkommen - infolge verheerender Gesundheitsschäden. In den 90er Jahren fand man schliesslich heraus, dass auch Radio- und TV-Türme das Krebsrisiko erhöhen und vielfältige Beschwerden auslösen können. Schliesslich zeigen alle neun epidemiologischen Studien, die wir heute um GSM-Mobilfunksender bereits haben, allesamt verheerende Einflüsse auf die Gesundheit - bei Feldstärken unterhalb der Schweizer Grenzwerte!

Wie damals beim Fall Asbest verlieren sich unsere Behörden nun wieder in der Hinweis-Nachweis-Beweis-Debatte. Das Motto: Solange man kann, zweifelt man Studien an. Denn alle haben Angst vor den Schadenersatzansprüchen. Sehen Sie im Internet auf der NCBI-Datenbank (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi) unter „Asbestos“ nach: Seit 1950 erschien im Durchschnitt jeden Monat eine Studie über die schädlichen Auswirkungen von Asbest. Wie Sie wissen: 1990 kam das erste Verbot - als man endlich einen Ersatzstoff gefunden hatte. Gratulation an die unabhängigen Behörden. Und wie gesagt: Auch beim Mobilfunk fehlt wieder einmal der letzte Beweis…während unsere Kleinen am WLAN surfen.

Artikel veröffentlicht:
13.01.2006
Autor:
Lothar Geppert, diagnose-funk Pressemitteilung
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