Bundespolitische Forderungen zum Schutz der Insekten
Mit der BEEFI- und der Mulot-Studie liegen zwei aktuelle und umfassende Forschungsüberblicke vor, die nachweisen, dass technisch erzeugte elektromagnetische Felder sich negativ auf den Organismus von Insekten auswirken - und zwar bei Leistungsflussdichten (Strahlungsstärken) im Normalbetrieb der Sendeanlagen und damit weit unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Die Ampel-Regierung wollte Ende 2024 mit dem Telekommunikationsnetzausbaubeschleunigungsgesetz (TkNaBeG) den Bau von Mobilfunkmasten als „überragendes öffentliches Interesse“ definieren – und damit von Umweltauflagen freistellen. Dagegen protestierten Umweltverbände.[22] Die Erkenntnisse aus den vorliegenden Studien gebieten den Schutz von Insekten vor den Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung. Insekten brauchen keine Bestrahlung, sondern Erholung. Immerhin: Sowohl die weiteren Lesungen als auch die Verabschiedung des TkNaBeG gingen mit der Ampelregierung unter.
Basierend auf der BEEFI-Studie führt diagnose:funk die Kampagne „Stummer Frühling“ durch, mit einer eigenen Homepage www.insekten-schuetzen.info. Auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen basierend, fordert diagnose:funk von der Bundespolitik Maßnahmen zur Minimierung der Strahlenbelastung sowie den Erhalt und den Ausbau von funkfreien Schutzzonen für Insekten. Das bedeutet:
- Um Insekten zu schützen, muss die Bundesregierung die Mobilfunkversorgung auf maximal 100 µWatt/m² beschränken (grüne Linie in Abb. 1). Empfang ist dabei weiterhin mit voller Bandbreite möglich.
- In Naturschutzgebieten dürfen keine neuen Mobilfunksendemasten gebaut oder weiter betrieben werden. Dazu zählen Nationalparks, Naturschutzgebiete, Natura-2000-Gebiete, Kernzonen von Biosphärenreservaten.
- Die Wechselwirkungen zwischen elektromagnetischen Feldern und anderen Umweltschadstoffen müssen wissenschaftlich untersucht werden.
- Weitere Feldstudien müssen finanziert und durchgeführt werden, um weiter zu klären, wie Insektenpopulationen bereits durch die derzeitige Infrastruktur negativ beeinflusst werden.
Autoren:
Peter Hensinger, M.A., Vorstandsmitglied diagnose:funk / Matthias von Herrmann, M.A., Campaigner diagnose:funk / Korrespondenz: kontakt@diagnose-funk.de
Quellen
[1] Ed Yong (2022): „Die erstaunlichen Sinne der Tiere“, Verlag Kunstmann, München
[2] Matthes, Bernhard, Repacholi (2000): Effects of electromagnetic fields on the living environment, ICNIRP Cataloguing in Publication Data, Oberschleißheim
[3] Studien ab dem Jahr 1965 der Forschungsgruppe Wiltschko et al. (Universität Frankfurt) im emf-portal https://kurzlinks.de/vq1f
[4] Studien ab 1985 der Arbeitsgruppe um Semm im emf-portal: https://kurzlinks.de/fa1y
[5] Studien von Ulrich Warnke ab 1975 im emf-portal: https://kurzlinks.de/wue4
[6] BUND Positionspapier 46 (2008): Für zukunftsfähige Funktechnologien, Download: https://www.diagnose-funk.org/617
[7] http://www.sussex.ac.uk/lifesci/goulsonlab/
[8] Studienbesprechung auf: https://www.emfdata.org/en/studies/detail?id=805
[9] Studienbesprechung auf: https://www.emfdata.org/en/studies/detail?id=688
[10] Studienbesprechung auf: https://www.emfdata.org/de/studien/detail&id=757
[11] Migdal P, Plotnik M, Bieńkowski P, Murawska A, Berbeć E, Sobkiewicz P, Zarębski K, Latarowski K (2024): Changes in honey bee nutrition after exposure to radiofrequency electromagnetic field; Eur Zool J 2024; 91 (1): 172-179
Migdal P, Bieńkowski P, Cebrat M, Berbeć E, Plotnik M, Murawska A, Sobkiewicz P, Łaszkiewicz A, Latarowski K (2023): Exposure to a 900 MHz electromagnetic field induces a response of the honey bee organism on the level of enzyme activity and the expression of stress-related genes; PLoS One 2023; 18 (5): e0285522
[12] Studienbesprechung auf: https://www.emfdata.org/en/studies/detail?id=806
[13] Alain Thill (2021): Desorientierung durch elektromagnetische Felder beim Vogelzug, www.diagnose-funk.org/1727
[14] Bundesamt für Strahlenschutz: Insekten allgemein, https://kurzlinks.de/p972
[15] diagnose:funk Brennpunkt (2022): Wie die Telekommunikationsindustrie die Politik im Griff hat! PLZGebiet 10117: Lobbyzone BerlinMitte! www.diagnose-funk.org/1788
Marco Bülow (2025): Korrumpiert. Wie ich fast Lobbyist wurde und jetzt die Demokratie retten will, Westend
[16] Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses zu der „Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen – Überarbeitung der EU-Initiative für Bestäuber – Ein neuer Deal für Bestäuber“, Amtsblatt der Europäischen Union C 349/173, 29.09.2023, https://kurzlinks.de/jb6u
[17] Mulot M., Kroeber T., Gossner M., Fröhlich J. (2022). Wirkung von nichtionisierender Strahlung (NIS) auf Arthropoden, Bericht im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (BAFU), Neuenburg, Juli 2022, https://www.diagnose-funk.org/1938
[18] Thill A, Cammaerts M-C, Balmori A. (2023): Biological Effects of Electromagnetic Fields on Insects: a Systematic Review and Metaanalysis, Rev Environ Health 2024; 39 (4): 853-869 www.emf-portal.org/de/article/52384
[19] Thill A, Cammaerts M-C, Balmori A. (2023): „Einige neuere epidemiologische Studien am Menschen und Feldstudien an Insekten, Vögeln und Kiefern in der Umgebung von Mobilfunktürmen deuten jedoch auf chronische schädliche Auswirkungen hin, selbst bei den derzeitigen Leistungspegeln“ (S.6 der Studie).“ „36 der 55 Hochfrequenzstudien, über die in dieser Übersicht berichtet wurde, verwendeten Feldstärken von weniger als 6 V/m (~100 mW/m2), und 31 dieser 36 Studien (86 %) fanden dennoch statistisch signifikante schädliche Wirkungen, die bei etwa 2 V/m beginnen und bei 6 V/m ihren Höhepunkt erreichen. Dies liegt unter den von der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) empfohlenen Grenzwerten (41 V/m bzw. 61 V/m über 2 GHz) und sogar unter den besonders strengen Installationsgrenzwerten, die nur in einer Handvoll Ländern gelten“ (S. 10).
[20] Thill A, Cammaerts M-C, Balmori A. (2023): „Bei den HF-EMF waren die beobachteten Wirkungen überwiegend schädlich (57 %). Etwa ein Viertel wurde als ungewisse Wirkung eingestuft (z. B. erhöhte oder verringerte Fortbewegung). Bei den NF-EMF (133 Experimente) wurde in 29 % der Experimente ein Verhaltenseffekt beobachtet, in 12 % der Experimente betraf die Wirkung den Stoffwechsel und in 11 % war die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt. Bei HF-EMF (238 Experimente) wurden die folgenden Trends beobachtet: verminderte Fortpflanzungsfähigkeit in 37 % der Experimente, verändertes Verhalten (18 %), oxidativer Stress (10 %), DNA-Schäden (7 %) und beeinträchtigte Entwicklung (5 %). In 10 % der Experimente konnte keine Wirkung festgestellt werden“ (S.7).
[21] Diagnose:funk Brennpunkt 2020: Klarstellung zum Review „Biologische Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Insekten“ – Heftige Debatte um die Insektenstudie
Peter Hensinger / Jörn Gutbier (2020): Der Kausalitäts-Betrug, diagnose:funk Brennpunkt
[22] Brandenburgische Naturschutzverbände fordern: Keine Mobilfunkmasten in Naturschutzgebieten! https://www.diagnose-funk.org/2133