Smartphone-Verbote in Schulen in Deutschland und weltweit

Aktualisiert 6/2025: Aktuelle Länderübersicht
Smartphone-Verbote in Erziehungseinrichtungen sind weltweit auf dem Vormarsch. Länder, die Deutschland in der Digitalisierung weit voraus waren, ziehen die Reißleine. Laut dem aktualisierten UNESCO-Bildungsbericht rudern inzwischen 79 Bildungssysteme, also Länder wie Schweden, Spanien, Finnland, Lettland, Dänemark und auch 20 US-Bundesstaaten zurück: Diese Länder schränken die Digitalisierung in Schulen stark ein bzw. verbieten Smartphones mindestens an Grundschulen. Allein im Jahr 2024 haben 24 Länder in Europa und Nordamerika Smartphone-Verbote ausgesprochen!
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Die neue deutsche Bundesregierung plant in ihrem Koalitionsvertrag einen Digitalpakt 2.0 zur weiteren Digitalisierung des Erziehungswesens. Länder, die jahrelange Erfahrungen mit der Digitalisierung haben, machen das Gegenteil, sie steigen aus und kehren zum Buch zurück. Doch auch in Deutschland kommt die Diskussion in Gang. Hier ein Überblick, Stand Juni 2025.

 

 

 

 

Australien: Es gibt in den meisten Bundesstaaten seit mehreren Jahren Verbote für Smartphones an Schulen, u.a. für Schüler in Grund- und weiterführenden Schulen ab 2020 in Victoria, ab 2023 in New South Wales, in Queensland seit 2024. Zusätzlich hat die australische Regierung kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das die Nutzung sozialer Medien für Minderjährige unter 16 Jahren verbietet.

Belgien: In der französischsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Wallonien und in Brüssel, und in der Region Flandern, wurde beschlossen, internetfähige Mobiltelefone in Schulen zu untersagen. Grundschulen müssen ein vollständiges Verbot verhängen, während weiterführende Schulen ermutigt werden, die Nutzung entsprechender Geräte in den ersten drei Ausbildungsjahren zu verbieten. Im deutschsprachigen Ostbelgien wurde ein Verbot beschlossen.

Brasilien: Im Januar 2025 unterzeichnete der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ein Gesetz, das die Nutzung von Handys in Schulen einschränkt. Davon werden SchülerInnen an Grund- und weiterführenden Schulen betroffen sein.

China: Seit 2021 dürfen Schüler in Grund- und Sekundarschulen Mobiltelefone nur mit schriftlicher Erlaubnis der Eltern in die Schule mitbringen. Der Einsatz digitaler Geräte als Lehrmittel ist auf 30 % der gesamten Unterrichtszeit beschränkt.

Dänemark: Immer mehr Schulen folgen der Empfehlung des Bildungsministeriums und führen Handyverbote ein. Das Gesundheitsministerium empfiehlt, die Bildschirmzeit für Kinder auf ein bis zwei Stunden pro Tag in der Freizeit einzuschränken. Der Bildungsminister hat sich Anfang 2024 öffentlich entschuldigt und von einer ganzen Generation "digitaler Versuchskaninchen" gesprochen.

Deutschland: Die neue Bildungsministerin Karin Prien (CDU) stieß offensiv eine Diskussion über Smartphone- und Social-Media-Verbote an. Im Deutschlandfunk sagte sie: „Wenn es nicht gelingt, Kinder, vor allem kleinere, jüngere Kinder, ohne übermäßige Bildschirmnutzung aufwachsen zu lassen, dann hat die Gesellschaft insgesamt versagt und die Kinder im Stich gelassen ... Ich glaube, wir müssen uns bewusst machen, dass wir über massive gesundheitliche psychische Störungen und Gefahren für Kinder und Jugendliche sprechen." Prien ist deshalb für eine gesetzlich verankerte Altersverifikation: "Sie würden ja bei vergleichbaren Themen wie Alkohol oder Drogen auch nicht sagen, wenn Kinder mit acht oder zehn oder zwölf Jahren nicht in der Lage sind, damit verantwortlich umzugehen, dann braucht man sie nicht verbieten, sondern dann ist das eine Frage des verantwortlichen Umgangs." Sie hat eine Expertenkommission eingesetzt, die bis Herbst 2025 Maßnahmen vorschlagen soll. 

In Deutschland entscheiden die Bundesländer eigenständig über Handy‑ bzw. Smartphone‑Verbote in Schulen. Aktuell haben bereits einige Länder verbindliche Regelungen eingeführt – hier die Übersicht (Stand 6/2025):

Gesetzlich beschlossene Smartphone-/Handy-Verbote

  • Bayern: In Grundschulen ist die private Handynutzung generell verboten. An weiterführenden Schulen gilt ein Verbot, falls keine eigene Schulordnung Ausnahmen regelt.
  • Hessen: Ab dem Schuljahr 2025/26 ist private Handynutzung (inkl. Smartwatch, Tablet) grundsätzlich verboten – erlaubt bleibt nur die pädagogisch begleitete Nutzung im Unterricht.
  • Thüringen: Einschränkung: Private Handys (besonders in Grundschulen) sollen von der Kern-Schulzeit ausgeschlossen werden. Gilt bereits mit Vorgaben des Bildungsministeriums .
  • Saarland: Plant ein Verbot der privaten Handynutzung mindestens an Grundschulen
  • Bremen: Ab 1. Juni 2025 private Handys in Schulen untersagt (inkl. Ausnahmen)
  • Brandenburg: Laut Koalitionsvertrag sollen private Handys im Unterricht in Schultaschen oder Schließfächern bleiben – entspricht faktisch einem Mitführ-/Nutzungsverbot .

In anderen Bundesländern

  • Baden-Württemberg: plant schärfere Leitlinien, aber noch kein flächendeckendes Verbot; Entscheidung liegt bei den Schulen
  • Berlin, Hamburg, Sachsen, Sachsen‑Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen: Schulen erhalten größtenteils eigenständige Regelhoheit – keine landesweiten Verbote, aber teils verbindlichere Vorgaben in Planung (z. B. NRW, Niedersachsen)

Finnland: 2024 kündigte die finnische Regierung ein Gesetz an, das die Nutzung von Handys in Klassenzimmern verbieten würde. Das Gesetz soll im August 2025 in Kraft treten.

Frankreich: Seit 2018 landesweites Verbot in allen Schulen für Schüler von 3 bis 15 Jahren.

Griechenland. Schüler müssen ihre Handys in der Tasche lassen, während sie in der Schule sind.

Großbritannien:  Im Februar 2024 veröffentlichte die konservative Regierung ausführliche Leitlinien und Handungsanleitungen, die die Schulen anregen sollen, die Smartphone-Nutzung im Unterricht und in den Pausen einheitlich zu verbieten. Bereits 80% der Schulen praktizieren ein Handyverbot.

Ab September 2025 wird Barnet / Nordlondon als erster Bezirk im Vereinigten Königreich Smartphones in allen seinen Schulen verbieten. Diese Regelung betrifft etwa 60.000 Schüler in 126 Grund- und weiterführenden Schulen. Eltern werden zudem ermutigt, die Vergabe von Smartphones an ihre Kinder bis zum Alter von mindestens 14 Jahren zu verzögern und die Nutzung sozialer Medien bis zum Alter von 16 Jahren einzuschränken (Daily Mail, 15.02.2025, Deutsches Schulportal).

Irland: Im August 2024 kündigte die irische Bildungsministerin ein Verbot an.

Italien: Seit 2024 müssen Schüler an allen Schulen ihre Smartphones am Anfang des Tages abgeben. Bereits 2007 wurde in Italien ein Handyverbot eingeführt, das 2022 durch ein Rundschreiben des Bildungsministers Giuseppe Valditara verschärft wurde. 2025 greift die Regierung nun durch. Ab dem neuen Schuljahr im September 2025 werden Handys in den Klassenzimmern aller Schulen verboten. Der Gebrauch von Mobiltelefonen soll auch für Unterrichtszwecke verboten werden.

Kanada: In Alberta und Ontario müssen Schüler in Grund- und weiterführenden Schulen ab 2024 während des gesamten Schultages ihr Handy abgeben.

Lettland: Ab 31. Mai 2025 werden lettische SchülerInnen bis zur 6. Klasse (Vor- und Grundschule) in der Schule keine Handys mehr nutzen dürfen.

Luxemburg: Ab Ostern 2025 wird ein generelles Handyverbot an Grundschulen gelten. Parallel soll an allen Sekundarschulen ein Handyverbot im Unterricht gelten.

Malaysia: Komplettes Verbot in Schulen, inklusive Internaten, mit strikten Sanktionen bei Verstößen.

Neuseeland: Komplettes Verbot an allen Schulen und Klassenstufen ab 2025 geplant.

Niederlande: Seit Januar 2024 sind Mobiltelefone, Tablets und Smartwatches in Klassenzimmern verboten.

Norwegen: Die norwegische Direktion für allgemeine und berufliche Bildung hat vor kurzem eine Verordnung in Kraft gesetzt, die die Verwendung von Mobiltelefonen und Smartwatches durch Schüler in Schulen verbietet. Dieses Verbot gilt in unterschiedlichem Ausmaß für Schüler der Primar-, Sekundar- und Sekundarstufe in ganz Norwegen. Grundschulen: kein Handygebrauch in Unterricht und während Pausen. Mittelstufe: Gebrauch während größeren Pausen erlaubt. Oberstufe: Gebrauch während allen Pausen erlaubt.

Österreich: In Österreich gibt es ab 1. Mai 2025 ein bundesweites Handyverbot an Schulen für die unteren acht Klassenstufen. Einen entsprechenden Vorstoß von Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) hat die Regierung aus Christdemokraten (ÖVP), Sozialdemokraten (SPÖ) und Liberalen (Neos) kürzlich in Wien gebilligt. Ein Handyverbot gibt es bereits in Wien, Kärnten und der Steiermark.

Schweden: Zu Beginn des neuen Schuljahres (2024) hat die schwedische Gesundheitsbehörde Empfehlungen dazu veröffentlicht, wie viel Bildschirmzeit Eltern Kindern pro Tag maximal gestatten sollten. Dabei setzt die Behörde bei Kleinstkindern auf ein totales Verbot: Bis zu ihrem zweiten Geburtstag sollten Kinder demnach weder fernsehen noch Zeit mit Smartphones oder Tablets verbringen. Für Zwei- bis Fünfjährige wird die Obergrenze von einer Stunde Screentime pro Tag angegeben, für Sechs- bis Zwölfjährige mit max. zwei, für Teenager max. drei Stunden. In Schweden wird derzeit an einem Verbot privater Smartphones an Schulen gearbeitet. Handys dürfen an schwedischen Schulen nur zu Unterrichtszwecken eingesetzt werden.

Schweiz: In der Schweiz gibt es keine einheitlichen nationalen Vorgaben für Handyverbote an Schulen. Jedoch haben einige Kantone wie Zürich, Freiburg und Waadt die Möglichkeit eines Handyverbots in ihren Richtlinien vorgesehen. Einige Schulen setzen ein striktes Handyverbot durch, wie z.B. die Schule in Würenlos AG seit 17 Jahren.

Spanien: In Spanien gilt an Vor- und Grundschulen ein landesweites Handyverbot.

Ungarn: In Ungarn wurden Handys 2024 in Schulen verboten.

USA: Florida, Indiana und Ohio haben 2023 Gesetze verabschiedet; Virginia ab 2024 mit landesweiten Richtlinien. 20 von 50 Bundesstaaten haben Vorschriften zur eingeschränkten Nutzung oder Verboten erlassen, darunter Kalifornien mit dem "Phone-Free School Act" und Florida mit einem Verbot für K-12-Klassenzimmer, d.h. in der  Elementary School (Grundschule): Kindergarten bis 5. oder 6. Klasse, Middle School (Mittelschule) oder Junior High School: 6. oder 7. bis 8. Klasse und High School (Oberstufe): 9. bis 12. Klasse

Quellen:

https://www.tessin-zentrum.de/a/handy-verbote-in-schulen

>>> UNESCO-Bildungsbericht

>>> Deutsches Schulportal - Robert Bosch Stiftung

Eigene Recherchen:

>>> Unsere Artikelserie zur Digitalen Bildung

Publikation zum Thema

diagnose:funk
Stand: 08.10.2024Format: DIN A4Seitenanzahl: 37 Veröffentlicht am: 29.08.2024 Sprache: deutschHerausgeber: diagnose:funk

Überblick Nr. 7: Kinder und digitale Medien – Eine pädagogische Herausforderung!


Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
Überblick Nr. 7 dokumentiert, warum eine zu frühe und unregulierte Nutzung des Smartphones und anderer digitaler Medien zu negativen Auswirkungen führen kann. Schwerpunktmäßig werden Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie und Neurobiologie behandelt. Es werden Lösungsmöglichkeiten für Eltern, Erziehende und die Politik aufgezeigt, um Kinder und Jugendliche vor einer Smartphonesucht zu bewahren.
Artikel veröffentlicht:
03.03.2025
Artikel aktualisiert:
20.06.2025
Autor:
diagnose:funk
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