BEEFI-Studie (I): Stummer Frühling 2024 – Elektromagnetische Felder schädigen Insekten

Metaanalyse bestätigt Gefährdung der Insekten durch Hochspannungsleitungen und Mobilfunkstrahlung
Elektromagnetische Felder des Mobilfunks wirken sich negativ auf die Vitalität von Insektenpopulationen aus. Das weist die BEEFI-Studie von Thill, Cammaerts & Balmori (2023) nach. Sie ist die bisher umfangreichste Untersuchung der Studienlage zur Auswirkung elektromagnetischer Felder (EMF) von Hochspannungsleitungen und Mobilfunksendeanlagen auf Insekten. Das Insektensterben ist besorgniserregend. Einige Faktoren sind bekannt: Pestizide, Landschaftsversiegelung, Monokulturen, der Klimawandel und die Umweltverschmutzung. Seit über 20 Jahren wird darüber debattiert, ob und welchen Anteil technisch erzeugte EMF am Schwund der Insekten haben könnten. Diese neue systematische Übersicht (Review) und Metaanalyse von Thill et al. beantwortet wichtige Fragen.
Grafik: diagnose:funk

Warum wir Insekten schützen

Wir alle wollen, dass die Insekten vor schädlichen Auswirkungen geschützt werden, denn unsere Erde und damit auch wir Menschen sind auf das Überleben der Insekten angewiesen. Insekten übernehmen viele wichtige Funktionen: Sie sind Bestäuber, Nahrungsquelle, Recycler und Regulierer, Landschaftsgärtner und sogar Dienstleister für den Menschen. Bisher bekannte Ursachen des Insektenschwunds sind v.a. Pestizide, Landschaftsversiegelung, der Klimawandel und die Umweltverschmutzung.

 

Nun rückt ein weiterer Schädigungsfaktor ins Rampenlicht: technisch erzeugte elektromagnetische Felder (EMF), die vom Mobilfunk und von Hochspannungsleitungen ausgehen.

Die neu erschienene BEEFI-Studie (Biological Effects of Electromagnetic Fields on Insects) zeigt, dass die Mobilfunk­strahlung, wie sie im Alltag vorkommt, bereits zu Schäden bei Insekten führen kann. Das wichtigste Ergebnis der BEEFI-Studie:

  • „Nicht-thermische biologische Wirkungen von EMF auf Insekten sind im Labor eindeutig nachgewiesen.“

Negative Auswirkungen sind u.a. ein gestörtes Orientierungsvermögen, reduzierte Fertilität und ein geschwächtes Immunsystem. Neue Feldstudien bestätigen diese Ergebnisse (s.u). Darauf muss die Politik dringend reagieren.

Neue Insektenstudie wertet Forschungsstand aus

Die BEEFI-Studie ist eine systematische Übersichtsstudie und Metaanalyse nach PRISMA-Richtlinien. Sie wertet den internationalen Forschungsstand zu Wirkungen von Hochspannungsleitungen und Mobilfunkstrahlung auf Insekten aus. 119 Einzelstudien bestanden den Qualitätscheck für die Auswertung, 51 davon konnten für die Metaanalyse verwendet werden. Die BEEFI-Studie wurde nach der Peer-Review-Prüfung von der angesehenen Fachzeitschrift „Reviews on Environmental Health“ angenommen und publiziert. Damit ist sie Bestandteil wissenschaftlicher Erkenntnis.

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>>> EXTRA-Homepage und VIDEO mit allen Informationen zur BEEFI-Studie und Download der Studie in 3 Sprachen: www.insekten-schuetzen.info und www.protect-insects.info

Screenshot aus dem VideoBild:diagnose:funk

>>>Hier geht´s zum Video auf Deutsch

>>>Hier geht´s zum Video auf Englisch

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Studie von Thill, Cammaerts & Balmori (2023)

Die Studie - Peer-Reviewed publiziert

 

Biological
Effects of
Electromagnetic
Fields on
Insects

..... a Systematic Review and Metaanalysis

 

 

 

Diese Schlussfolgerungen zieht die Studie aus dem internationalen Forschungsstand:

1. Insekten und Vögel nutzen die natürlichen elektromagnetischen Felder (EMF) für ihre Orientierung, künstlich erzeugte Felder können hier als Störfaktoren wirken (s. dazu den Homepageartikel von A.Thill, 2021). Das ist bisher unbestrittener Stand der Forschung.

2. Negative Auswirkungen auf Insekten von EMF sind im Labor nachgewiesen und gelten als bewiesen.

3. Neue Feldstudien (z.B. Treder et al. (2023), Molina-Montenegro et al. (2023, EMFData, Homepageartikel), Nyirenda et al. (2022, EMFData, Homepageartikel) und Adelaja et al. (2021, EMFData, Homepageartikel) bestätigen die Laborergebnisse. Doch da es noch zu wenig Feldstudien gibt, müssen offene Fragen dringend durch weitere Studien geklärt werden.

4. Die Gesamtschau der Studienlage durch die Reviews von Levitt et al. (2021, 2022), Mulot et al. (2022) und Thill et al. (2023) ergibt ein klares Bild: EMF haben ein Bedrohungspotential für den Bestand der Insekten. Eine Vorsorgepolitik ist zwingend notwendig.

Eine politische Kernaussage der BEEFI - Studie:

  • „Auf der Grundlage einer Bewertung der Gesamtsituation der Studien über Insekten muss vor einem unbedachten Ausbau weiterer Mobilfunkinfrastruktur gewarnt werden, da schädliche Auswirkungen auf Insektenpopulationen zu erwarten sind, insbesondere wenn Wechselwirkungen mit anderen Noxen berücksichtigt werden.“ (S. 11)

Die BEEFI-Studie im Original:

Thill A, Cammaerts M-C, Balmori A (2023): Biological Effects of Electromagnetic Fields on Insects: a Systematic Review and Metaanalysis, Reviews on Environmental Health
www.doi.org/10.1515/reveh-2023-0072    www.emf-portal.org/de/article/52384

>>> Auf www.insekten-schuetzen.info und www.protect-insects.info Download der Studie in Englisch, Deutsch, Französisch, Faktenblatt mit einer Kurzzusammenfassung auf Englisch, Deutsch, Französisch, demnächst auch auf Spanisch und Italienisch.

Bild: diagnose:funk

Hauptergebnisse der BEEFI-Studie im Einzelnen

1. Beweise im Labor

  • „Nicht-thermische biologische Wirkungen von EMF auf Insekten sind im Labor eindeutig nachgewiesen.“ (S. 1, Zusammenfassung)

Die BEEFI-Studie zeigt: Die Fortpflanzungsfähigkeit von Insekten wird durch Mobilfunkstrahlung und durch Magnetfelder von Hochspannungsleitungen verringert, ihr Erbgut (DNA) geschädigt, ihr Verhalten gestört. Und es entsteht oxidativer Zellstress, was u.a. zu einer Schwächung des Immunsystems führt. Das bedeutet, dass die BEEFI-Studie bisherige Erkenntnislücken schließt.

Die im Labor nachgewiesene Schädlichkeit für Insekten rechtfertigt bereits jetzt Vorsorgemaßnahmen, zumal die Insekten in der Natur zusätzlich diversen Umweltschadstoffen ausgesetzt sind.

2. Bestrahlung schädigt – Grenzwerte schützen nicht

  • „Einige neuere epidemiologische Studien am Menschen und Feldstudien an Insekten, Vögeln und Kiefern in der Umgebung von Mobilfunktürmen deuten ... auf chronische schädliche Auswirkungen hin, selbst bei den derzeitigen Leistungspegeln.“ (S. 6).
  • „Diese Erkenntnisse über biologische Wirkungen bei Insekten ab etwa 2 V/m implizieren, dass die bestehenden Normen überarbeitet und verschärft werden müssen, um die Belange des Naturschutzes und der Tierwelt zu berücksichtigen“ (S. 10).

3. Schlussfolgerung: Schutzpolitik!

  • „Auf der Grundlage einer Bewertung der Gesamtsituation der Studien über Insekten muss vor einem unbedachten Ausbau weiterer Mobilfunkinfrastruktur gewarnt werden, da schädliche Auswirkungen auf Insektenpopulationen zu erwarten sind, insbesondere wenn Wechselwirkungen mit anderen Noxen berücksichtigt werden (u.a. Hochspannungsleitungen und künstliche Beleuchtung). Dies könnte zu einem weiteren Rückgang der bereits schwindenden Bestäuberpopulationen führen und würde somit Kosten für die Menschheit mit sich bringen“ (S. 11).
Bild:diagnose:funk

4. Forderungen an die Politik

diagnose:funk fordert von der Politik den Erhalt und den Ausbau von funkfreien Schutzzonen für Insekten. Das bedeutet:

  • Beschränkung der Mobilfunkstrahlung auf max. 100 µW/m². Dies leitet sich aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen der BEEFI-Studie und aus der Festsetzung von Grenzwerten ab. Empfang ist außen und meistens innen weiterhin möglich.
  • In Naturschutzgebieten dürfen keine Mobilfunksendemasten neu gebaut oder weiter betrieben werden.
  • Die Wechselwirkungen zwischen elektromagnetischen Feldern und anderen Umweltschadstoffen müssen untersucht werden.
  • Weitere Feldstudien müssen finanziert und durchgeführt werden: Wie werden Insektenpopulationen bereits durch die derzeitige Infrastruktur (Mobilfunk, Hochspannung) beeinflusst?

Quellen & Infos im Internet

Weitere Informationen, wie Insekten geschützt werden können: www.insekten-schuetzen.info

 

Die natürliche Strahlenbelastung (grün), an die alle Lebewesen evolutionär angepasst sind, wurde durch technisch erzeugte Strahlung millionenfach erhöht. Selbst die industrienahen Grenzwerte, die nicht vor Gesundheitsschäden schützen, werden bald überschritten, wenn der Ausbau ungebremst fortschreitet.

Lancet, Carpenter
Artikel veröffentlicht:
19.03.2024
Autor:
diagnose:funk
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