Wissenschaftliche Studie begründet neue Grenzwerte
Die neu gegründete internationale Grenzwertkommission ICBE-EMF (International Commission on the Biological Effects of Electromagnetic Fields) fordert die Neufestlegung der Grenzwerte für hochfrequente Funkstrahlung (WLAN, Mobilfunk, Bluetooth).
Dazu publizierte die Kommission im Sommer 2022 die Studie mit dem Titel „Wissenschaftliche Erkenntnisse entkräften gesundheitliche Annahmen, die den Grenzwertbestimmungen für Hochfrequenzstrahlung der FCC (Federal Communication Commission, USA) und der ICNIRP zugrunde liegen: Folgen für 5G“.
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Bisherige Annahmen zu Mobilfunkstrahlung veraltet
Die derzeitigen Grenzwerte wurden in den späten 1990er Jahren von der US-amerikanischen Kommunikationsbehörde FCC und der Internationalen Kommission für den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP) vorgeschlagen und von vielen Ländern übernommen. Derzeit legitimiert das Argument „Die Grenzwerte werden eingehalten“ den Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur und den Vertrieb strahlender Endgeräte ohne nennenswerte erneute Sicherheits- und Gesundheitsprüfungen.
Die bisherigen Grenzwerte basieren auf zwei Hauptannahmen:
- „Alle biologischen Wirkungen [der Mobilfunkstrahlung] seien auf eine übermäßige Erwärmung des Gewebes zurückzuführen“ und
- „unterhalb der vermeintlichen Schwellen-SAR-Werte würden keine Wirkungen auftreten“ (siehe Zusammenfassung der ICBE-EMF-Studie).
Außerdem berufen sich FCC und ICNIRP auf weitere zwölf Annahmen, die aber unzureichend begründet sind. Nach über 25 Jahren Forschung sind diese schlicht veraltet. Die bisher gültigen Grenzwerte stellen also eine Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Umwelt dar. Ihre Neufestlegung ist notwendig und überfällig.
Wer steckt hinter der ICBE-EMF?
Die internationale Grenzwertkommission besteht aus einem multidisziplinären Konsortium von Wissenschaftlern, Ärzten und Spezialisten rund um Prof. Henry Lai, Dr. Ronald Melnick und Dr. Igor Yakymenko. Sie befassen sich mit der Erforschung der biologischen und gesundheitlichen Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung.
Prof. Lai entdeckte als erster Wissenschaftler 1994 die DNA-verändernde Wirkung von Mobilfunkstrahlung. Dr. Melnick konzipierte die sehr umfangreichen NTP-Studien von 2018, die krebsauslösende Wirkung von Mobilfunkstrahlung an Versuchstieren zeigten. Und Dr. Yakymenko erforscht, wie Mobilfunk oxidativen Zellstress auslöst.
Forderungen
Aufgrund des derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisstandes formuliert die Kommission sinngemäß folgende Forderungen:
- Die Auswirkungen und Risiken hochfrequenter Funkstrahlung müssen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse aus begutachteten Studien, die in den letzten 25 Jahren durchgeführt wurden, unabhängig neu bewertet werden. Das Ziel einer solchen Bewertung wäre die Festlegung von Standards zum Gesundheitsschutz für Mensch und Natur.
- Die Öffentlichkeit sollte über die Gesundheitsrisiken drahtloser Strahlung informiert und dazu angehalten werden, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um die Exposition zu minimieren, insbesondere Kinder, schwangere Frauen und Menschen, die elektromagnetisch überempfindlich sind.
Am Schluss der Studie heißt es: Wir sollten „uns nicht länger auf die ungeprüfte Annahme verlassen, dass aktuelle oder zukünftige drahtlose Technologien, einschließlich 5G, ohne angemessene Tests sicher sind. Ein anderes Vorgehen ist weder im Interesse der öffentlichen Gesundheit noch der Umweltgesundheit.“
Quellen
International Commission on the Biological Effects of Electromagnetic Fields (ICBE-EMF). Scientific evidence invalidates health assumptions underlying the FCC and ICNIRP exposure limit determinations for radiofrequency radiation: implications for 5G. Environ Health 21, 92 (2022).
>>> Studie der ICBE-EMF im Original doi.org/10.1186/s12940-022-00900-9
>>> PDF-Datei der Studie im Original
>>> Webseite der ICBE-EMF: icbe-emf.org