Die Studie von Levine et al. (2022) wurde in der führenden Fachzeitschrift „Humane Reproduction Update“ publiziert. Dort kann sie heruntergeladen werden. Das Ergebnis: Zwischen 1973 und 2018 sank die durchschnittliche Spermienkonzentration um mehr als 51 Prozent, von 101,2 Millionen auf 49 Millionen Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit. Und es gibt Hinweise, dass sich der Rückgang beschleunigt.
- Hagai Levine, Niels Jørgensen, Anderson Martino-Andrade, Jaime Mendiola, Dan Weksler-Derri, Maya Jolles, Rachel Pinotti, Shanna H Swan: Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis of samples collected globally in the 20th and 21st centuries Human Reproduction Update, dmac035, https://doi.org/10.1093/humupd/dmac035, Published: 15 November 2022
Im Abstract heißt es:
- „Diese Analyse ist die erste, die einen Rückgang der Spermienzahl bei nicht ausgewählten Männern aus Süd- und Mittelamerika, Asien und Afrika aufzeigt, im Gegensatz zu unserer früheren Metaanalyse, die für die Untersuchung dieser Kontinente nicht ausreichend aussagekräftig war. Außerdem deuten die Daten darauf hin, dass sich dieser weltweite Rückgang im 21. Jahrhundert beschleunigt fortsetzt. Die Erforschung der Ursachen dieses anhaltenden Rückgangs und Maßnahmen zur Verhinderung einer weiteren Beeinträchtigung der reproduktiven Gesundheit von Männern sind dringend erforderlich.“
Die Studie untersuchte keine Ursachen. Dem Portal von Nationalgeographic sagte einer der Autoren:
- „„Unsere Ergebnisse sind wie der Kanarienvogel in der Kohlenmine“, sagt Hagai Levine. „Wir haben es hier mit einem ernsten Problem zu tun, das das Überleben der Menschheit bedrohen könnte, wenn es nicht abgemildert wird.“ Die Studienautoren fordern darum eindringlich globale Maßnahmen, die eine gesündere Umwelt für alle Arten schaffen, sowie die Verringerung von Belastungen und Verhaltensweisen, welche die Fortpflanzungsgesundheit gefährden.“
Welcher Parameter hat sich im 21. Jahrhundert weltweit verändert? Die Antwort ist eindeutig: Die Handy-, Smartphone- und Tabletnutzung. Seit ca.1995 führte dies dazu, dass erstmals körpernah nicht-ionisierende Strahlung durch Alltagsgeräte dauerhaft auf Zellen einwirkt. SWR-Wissen wollte von Prof. Christian Gratzke, dem ärztlichen Direktor der Urologie der Uniklinik Freiburg, wissen, ob neben Faktoren wie Stress, Übergewicht und Östrogene auch Handys einen Einfluss haben könnten:
- „Untersucht wurde auch schon, ob die Wärme von Handys in der Hosentasche oder Laptops auf dem Schoß einen Einfluss auf die Spermienzahl haben könnte. Laut Christian Gratzke konnte ein Zusammenhang aber nicht bewiesen werden.“
STOA-Studie: Ursache Handystrahlung bewiesen
Es ist schon erstaunlich, dass selbst leitende Ärzte die umfangreiche Studienlage zu nicht-thermischen Wirkungen der Mobilfunkstrahlung auf die Fertilität nicht zu kennen scheinen oder in kognitiver Dissonanz ausblenden. Mehr als 60 Studien weisen Wirkungen sowohl auf die Spermienkonzentration, Vitalität und Motilität nach. Der Review „Health Impact of 5G“, publiziert vom Technikfolgenausschuss des EU Parlaments sieht nach einer Auswertung von 60 Studien den Zusammenhang als bewiesen an. Dies wird aktuell bestätigt durch die Metastudie von Kim et al. (2021) an der Pusan-Universität Südkorea (s. Grafik unten).