Ärztekammer Wien - Leiter der Umweltmedizin: "Lassen Sie sich nicht für blöd halten!"

5G: "Verantwortungsbewusste Personen ziehen hier im Sinne der Generationenverantwortung die Reißleine."
Ried (Österreich) ist Teststadt für 5G. Im Interview der Journalistin Bernadette Wiesbauer in der Zeitschrift meinbezirk.at spricht der Mediziner Dr. Piero Lercher, Leiter des Referates für Umweltmedizin der Wiener Ärztekammer, über die gesundheitliche Seite des 5G-Ausbaus.
Dr. Piero Lercher, Leiter des Referates für Umweltmedizin der Wiener ÄrztekammerBild: Österr. Ärztekammer - meduniwien.ac.at

Ried wurde als Teststadt für 5G ausgewählt. Diese Entscheidung wurde über die Köpfe der Rieder hinweg getroffen. Was sagen Sie dazu?

Stellen Sie sich folgende Fragen: Handelt es sich hier um einen medizinischen oder technischen Test? Welchen neuen Nutzen habe ich durch die Verwendung dieser neuen Technologie? Kann garantiert werden, dass die 5G-Technologie nicht gesundheitsgefährdend ist? Wer haftet, falls sich eine Gesundheitsgefährdung herausstellt, auch erst in späteren Jahren oder Jahrzehnten?

 

Einige Studien sagen, 5G sei bedenklich, andere verneinen das. Wie sehen Sie das?

Hier geht es nicht um die Interpretation einzelner Studien, sondern um die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation, die die Mobilfunktechnologie nach wie vor als möglicherweise krebserregend einstuft. Die Bevölkerung wird durch den Studiendisput der Mobilfunkbefürworter und Gegner irritiert und abgelenkt. Die Mobilfunkbefürworter beruhigen die Bevölkerung und halten sie für blöd, indem Sie Ihnen glaubhaft machen, dass 5G- Mikrowellen mit Rundfunk- und Fernsehwellen vergleichbar sind. Ganz perfid sind aktuelle Videoproduktionen, die mit humorvoller Gestaltung eine Verharmlosung der Thematik bewirken sollen. Mein Tipp: Lachen Sie darüber, denn Lachen ist gesund, aber lassen Sie sich nicht ablenken oder für blöd halten! Beruhigung schaffen die international anerkannten und in mehreren Weltsprachen veröffentlichten Handyregeln der Wiener Ärztekammer.

Gibt es Alternativen zu 5G?

Für Digitalisierung ohne Komfortverlust sind kabelgebundene Lösungen schneller, datensicherer und nicht potentiell gesundheitsgefährdend. Zudem gibt es weitere innovative Alternativ-Technologien, wie beispielsweise die Visible Light Communications (VLC).

Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit 5G?

Mit Mobilfunkt schon seit zwei Jahrzehnten, mit 5G intensiver seit dem Jahr 2017. Derzeit wird schon an dem Nachfolgestandard 6G geforscht. Die Forschungen beschränken sich hier auf technische und nicht auf medizinische Eigenschaften.

In anderen Städten wie Brüssel, Genf oder im Silicon Valley wurde 5G wieder gestoppt. Warum?

Die Gründe sind vielfältig. Wesentlich sind Sicherheitsbedenken, die potentiellen Gesundheitsgefahren und die Tatsache, dass eine hohe Senderdichte zu erwarten ist. Viele Fragen sind nach wie vor ungeklärt oder werden schlicht und einfach nicht beantwortet: Wie viele Sender sind geplant? Was bewirkt die hohe Senderdichte? Woher kommt der Strom für jeden einzelnen Sender? Ist eine Datensicherheit gegeben? Verantwortungsbewusste Personen ziehen hier im Sinne der Generationenverantwortung die Reißleine.

Information:

Die Handyregeln der Wiener Ärztekammer finden Sie hier >>>

 

diagnose:funk dankt der Redaktion der Zeitschrift meinbezirk.at für die Genehmigung zur Veröffentlichung.

 

 

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