Behauptungen und Scheinargumente Teil VI

"WLAN an Schulen senkt die Strahlenbelastung der Schüler!"
Ab Herbst 2019 können bundesweit die Schulen aus den 5 Milliarden Euro des Digitalpaktes Gelder auch für die WLAN-Installation an Schulen beantragen. Auf die Kritik, dass WLAN gesundheitsschädlich sei, wird gerne mit dem Argument gekontert, es sei sinnvoll, WLAN an der Schule zu nutzen, weil es sehr viel strahlungsärmer sei, als wenn die Schüler*innen ihr Smartphone im Klassenzimmer über die Mobilfunknetze (GSM, UMTS, LTE) nutzen würden. Die Aussage ist eine typische Halbwahrheit, problematisch und irreführend in vier Punkten:
WLAN an der SchuleGrafik: diagnose:funk

Erstens: Es wird suggeriert: weil WLAN vermeintlich schwächer strahle als Handys, könne man von seiner Unschäd­lichkeit ausgehen. Diese Argumentation folgt dem Muster: Schnaps hat einen höheren Alkoholgehalt wie Wein, also ist Weinkonsum unbedenklich. Seit wann bestimmt man in der Technikfolgenabschätzung den Grad eines Risikos im Vergleich mit einem anderen Risiko?

 

 

 

Zweitens: Die Aussage kommt vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Auf Nachfrage musste das BfS einräumen, das seine Empfehlung „lieber WLAN als Mobilfunk“ nur auf einer Worst-Case Annahme beruht und sich nicht auf die realen Alltags-Strahlungswerte durch den verwendeten Funkstandard beziehen.

Dazu muss man wissen: WLAN ist i.d.R. nicht leistungsgeregelt – weder am Endgerät noch am Router. Smartphones mit GSM-, UMTS- oder LTE-Standards sind hingegen leistungsgeregelt. Maximal kann ein Endgerät mit dem alten GSM-Sprachmobilfunk bis zu 10-fach stärker strahlen als die WLAN-Schnittstelle. Ein Gerät mit UMTS oder LTE hingegen strahlt maximal 1,25 bis 2,5 stärker als WLAN - im Worst-Case! Die alltägliche mittlere Sendeleistung von Smartphones liegt nach Aussagen des BfS aber „nur“ bei einem Viertel der Sendeleistung von ungeregelten WLAN-Endgeräten und WLAN-Routern, also bei 25 mW mit UMTS und LTE gegenüber 100 mW bei WLAN. 

Damit sind wir bei Drittens: Die Immission – was kommt bei den Schüler*innen an Strahlung an. Und das ist entscheidend. In einer Schulklasse mit 20 Tablets und WLAN-Router in Betrieb liegt die durchschnittliche Bestrahlungsstärke zwischen 10.000 bis 40.000 Mikrowatt pro Quadratmeter (µW/m²). Am Gerät werden in 20 cm Abstand Werte zwischen 100.000 bis über 200.000 µW/m² gemessen – immer, weil nicht leistungsgeregelt.

Setzt man diese Werte in Relation zu den Grenzwert-Empfehlungen des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch­land) von 1 µWatt/m2 bei Dauerbelastung und 100 µWatt/m2 als einklagbarer Schutzstandard und dem von der Österreichischen Ärztekammer und Wirt­schafts­kammer empfohlenen Höchstwert von 1.000 µWatt/m2 für Sende­anlagen, so wird deutlich, dass die Rede vom "schwachen" WLAN eine Verharmlosung ist.

Dazu kommt, dass der Router in den meisten Fällen mit voller Sendeleistung und dauerhaft in die Klassenzimmer einstrahlt – auch wenn er nicht genutzt wird. Und, solange es in der Schule kein konsequentes Handynutzungsverbot auch außerhalb der Unterrichtsanwendung gibt wie in Frankreich, wird mit der WLAN-Installation kein einziges Handy in den Hosentaschen der Schüler*innen weniger strahlen.

Viertens: WLAN ist mit 10 Hz, einer körpereigenen Grundfrequenz, im Standby gepulst. Prof. Karl Hecht (2018) schreibt in seinem Artikel "Die Wirkung der 10-Hz-Pulsation der elektromagnetischen Strahlungen von WLAN auf den Menschen": "Die 10-Hz-Pulsation der WLAN-EMF-Strahlung vermag bei permanenter Langzeitwirkung ein WLAN-EMF-Stressgedächtnis zu bilden. Das ist eine ungeheuerliche Gefahr für die menschliche Gesundheit, besonders für die Kinder. Die Ausstattung der Schulen mit WLAN-Systemen ist gesetzlich zu verbieten"(HECHT 2018, s. unter Downloads und unter Publikationen). Die 10Hz-Pulsung ist leistungsunabhängig und permanent.

WLAN an Schulen muss abgelehnt werden. Unterricht an und mit digitalen Medien kann ebenso an verkabelten Computern durchgeführt werden. Seit einigen Monaten ist eine Alternative zu WLAN, Visible Light Communication, also die Datenübertragung über Licht (LEDs) auf dem Markt, angeboten von der Firma Signify von Philips.

  • Lesen Sie dazu auch die Dokumente unter Downloads & Publikationen.

Der bisher umfassendste Studienüberblick zu den Auswirkungen von WLAN auf die Gesundheit von Isabel Wilke (siehe Download unter Publikationen) kommt zu folgenden Ergebnissen:

"Analysiert wurden mehr als 100 Studien zur Frequenz 2,45 GHz, die meist unterhalb der ICNIRP-Sicherheitsrichtlinien (in Deutschland als Grenzwerte in der 26. BImSchV festgelegt) Veränderungen gegenüber unbestrahlten Gruppen gefunden haben. Dokumentiert sind Studien zur Schädigung der Fruchtbarkeit, zur Einwirkung auf das EEG und Gehirnfunktionen, auf die DNA und die Krebsentwicklung, zu Wirkungen auf Herz, Leber, Schilddrüse, Genexpression, Zellzyklus, Zellmembran, Bakterien und Pflanzen. Als Wirkmechanismus identifizieren viele Studien oxidativen Zellstress. Negative Auswirkungen auf Lernen, Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Verhalten sind Ergebnis zelltoxischer Effekte.

Schlussfolgerungen: Aufgrund der umfangreichen Forschungslage und der negativen gesundheitlichen Wirkungen, die in der überwiegenden Zahl der Studien gefunden werden, wird in Übereinstimmung mit offiziellen Verlautbarungen empfohlen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Strahlungsbelastung zu verringern. Kabelgebundene Lösungen sollten bevorzugt werden. Die geltenden Grenz- und SAR-Werte schützen nicht vor den gesundheitlichen Risiken der WLAN-Strahlung. Die negativen Auswirkungen auf Lernen, Aufmerksamkeit und Verhalten begründen für Erziehungsinstitutionen aller Altersstufen einen Verzicht auf WLAN-Anwendungen. Aufgrund der zelltoxischen Wirkungen ist WLAN als Technologie in Krankenhäusern und für die Tele-Medizin nicht geeignet. WLAN sollte nicht in Schlafzimmern, an Arbeitsplätzen, in Aufenthaltsräumen, Krankenzimmern, Hörsälen, Klassenzimmern und in öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt werden. Die möglichen Gefahren durch WLANStrahlung könnten umgangen werden mit der Erprobung alternativer Übertragungstechniken mit anderen Frequenzbändern, wie die optische VLC/LiFi-Technik (Visible Light Communication). Wenn sich als Übergangslösung WLAN nicht vermeiden lässt, muss nach dem ALARA-Prinzip gehandelt werden: kein dauerstrahlendes, sondern ein abschaltbares und leistungsgeregeltes WLAN."

Publikation zum Thema

Sonderbeilage in Ausgabe 1-2018 / ISSN 1437-2606 / 31. JahrgangFormat: A4Seitenanzahl: 32 Veröffentlicht am: 19.02.2018 Sprache: DeutschHerausgeber: umwelt • medizin • gesellschaft

Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Fruchtbarkeit, Gehirn und Verhalten

Review veröffentlicht in umwelt • medizin • gesellschaft
Autor:
Isabel Wilke
Inhalt:
Dieser Artikel ist ein systematischer Review von Studien zu den Wirkungen nicht-ionisierender Strahlung in der Mikrowellen (MW)-Frequenz 2,45 GHz (2.450 MHz), die hauptsächlich für WLAN / WiFi-Anwendungen (Wireless Local Area Network) und den Mikrowellenherd genutzt wird.
Format: A4Seitenanzahl: 4 Veröffentlicht am: 12.06.2015 Bestellnr.: 230Sprache: Deutsch

Visible Light Communication (VLC)

Optische mobile Kommunikation
Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) in Berlin hat eine Datenübertragungstechnik entwickelt, bei der das Licht handelsüblicher LED-Lampen, die für die Raumbeleuchtung Verwendung finden, mit eingebettetem Mikrochip als Datenträger genutzt wird. Dies könnte eine Alternative zu WLAN werden. Der Brennpunkt berichtet über den Start des ersten Pilotprojektes auf der Insel Mainau.
Format: A4Seitenanzahl: 36 Veröffentlicht am: 07.05.2018 Bestellnr.: 235Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Die Wirkung der 10-Hz-Pulsation der elektromagnetischen Strahlungen von WLAN auf den Menschen

Eine Dokumentation von Prof. Dr. Karl Hecht
Autor:
diagnose:funk / Prof. Karl Hecht
Inhalt:
Welche biologische Wirkung hat die kontinuierliche 10 Hz-Pulsung der 2,45 GHz-WLAN-Technologie? Diese Frage wird im Review von Isabel Wilke „Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Fruchtbarkeit, Gehirn und Verhalten" aufgeworfen, aber nicht abschließend behandelt. Karl Hecht geht darauf - auch basierend auf den Forschungen von L. v. Klitzing - detailliert ein.
4. überarbeitete und aktualisierte Auflage Format: A5Seitenanzahl: 100, farbig Veröffentlicht am: 15.09.2019 Bestellnr.: 103Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk, Titelfoto: Cora Müller - stock.adobe.com

Vorsicht WLAN!

Risiken und Alternativen beim Einsatz von WLAN in Schulen, am Arbeitsplatz und Zuhause.
Autor:
diagnose:funk | Dr. K. Scheler, Dipl.-Ing. (FH) G. Krause
Inhalt:
"Kein WLAN an Schulen" - warum eigentlich nicht? Smartphones, Tablets, Spielekonsolen u.v.m. nutzen in der Regel WLAN statt Kabelverbindungen mit dem Router. Als scheinbar risikolose Basistechnologie wird WLAN derzeit vermarktet: Hotels, Bibliotheken, Gaststätten, Erholungsparks, Busse und Bahnen, sogar Städte und Gemeinden werben mit ihren kostenlosen WLAN-Hot-Spots. Auch in immer mehr Schulen soll und wird WLAN eingesetzt. Heute wissen wir: WLAN ist eine Risikotechnologie, viele Einzelstudien weisen bei ständig wiederkehrender Bestrahlung mit WLAN Gesundheitsgefahren nach, die WHO hat sie als möglicherweise krebserregend eingestuft. Die gesundheitlichen Gefahren von WLAN insbesondere für Kinder und Jugendliche im Hinblick auf ihre Entwicklung und ihre kognitiven Funktionen sind erheblich. Mit welchen Maßnahmen kann jeder seine persönliche Strahlenbelastung minimieren? .Welche Möglichkeiten haben Schulen Risiken weitestgehend zu vermeiden? Und welche leistungsfähigeren Alternativen zum heutigen WLAN gibt es bereits heute? Darüber klärt dieser Ratgeber auf.
Überarbeitet im August 2020Format: DIN langSeitenanzahl: 6 Veröffentlicht am: 24.08.2020 Bestellnr.: 311Sprache: DeutschHerausgeber: diagnose:funk

Vorsicht WLAN!

Wie Sie Ihre Strahlenbelastung reduzieren können
Autor:
diagnose:funk
Inhalt:
Im August 2020 neu überarbeitet: Wireless Local Area Network (WLAN oder WiFi) ist ein Funknetz-Standard zur Netzwerk-, Internetanbindung von mobilen Endgeräten. Der mobile Zugang zum Internet führt zu einem ständigen Ausbau funkbasierter Netzzugänge, sog. WLAN Hot-Spots. Wir zeigen Ihnen Ansätze zur Strahlungminimierung.
Artikel veröffentlicht:
05.08.2019
Autor:
diagnose:funk

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