Reykjavik-Appell gegen WLAN an Schulen

Island: Eltern organisieren Konferenz
Am 24.02.2017 fand im Icelandair Hotel Natura in Reykjavik die "Konferenz zu Bildschirmnutzung und drahtloser Mikrowellenstrahlung", organisiert von der "Parents organisation of preschool children" statt, mit 100 Besuchern. Internationale Referenten waren Dr. Dariusz Leszczynski (Finnland), Professor Lennart Hardell (Schweden), Tarmo Koppel PhD Candidate (Estland), Dr. Robert Morris (USA), Björn Hjálmarsson MD (Island, Kinderarzt), Cris Rowan (Kanada), Prof. Catherine Steiner-Adair (USA, Harvard). Ein wichtiges Ergebnis: Es wurde ein Appell verabschiedet, der inzwischen weltweite Unterstützung gefunden hat.
KinderschutzQuelle: Parents organisation of preschool children Reykjavic

Appell von Reykjavik zu kabelloser Technik in Schulen

Wir, die Unterzeichner, sind besorgt über die Gesundheit und Entwicklung unserer Kinder in Schulen, in denen kabellose Technik im Unterricht verwendet wird. Eine große Anzahl wissenschaftlicher Studien haben beträchtliche medizinische Risiken bei langfristiger Exposition gegenüber Hochfrequenz­strahlung von kabellosen Geräten und Netzwerken aufgezeigt, und dies weit unterhalb der empfohlenen Grenzwerte der Internationalen Kommission zum Schutz vor Nicht-ionisierender Strahlung (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection, ICNIRP). Wir fordern die verantwortlichen staatlichen Stellen dazu auf, ihrer Verantwortung für das Wohl und die Zukunft unserer Kinder gerecht zu werden.

Im Mai 2011 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC) bei der WHO Hochfrequenzstrahlung als Krebserreger der Gruppe 2B ein. Das bedeutet „möglicherweise“ krebserregend für Menschen. Seither haben weitere wissenschaftliche Studien zur Hochfrequenzexposition von Menschen, Tieren und biologischem Material den Zusammenhang eines erhöhten Krebsrisikos bestärkt, insbesondere bei Hirntumoren. Mehrere Laborstudien haben Wirmechanismen bei der Krebsentstehung aufgezeigt, wie oxidativer Stress, Herunterregelung von mRNA sowie DNA-Schädigungen mit Einzelstrangbrüchen. Die Krebseinstufung durch die IARC umfasst alle Quellen hochfrequenter Strahlung. Die Exposition durch Mobilfunkmasten, WLAN-Access-Points, Smartphones, Laptops und Tablets kann dauerhaft sein, manchmal rund um die Uhr, sowohl zu Hause als auch in der Schule. Bei Kindern kann das Risiko wegen der kumulativen Wirkung einer lang andauernden, lebenslangen Nutzung zusätzlich erhöht sein. Entstehende und unreife Zellen können zudem empfindlicher gegenüber der Exposition durch hochfrequente Strahlung sein. Keine Gesundheitsbehörde hat eine sichere Intensität für diese Strahlung festgelegt. Deshalb haben wir keine Sicherheitsgarantien.

Neben dem Krebsrisiko kann hochfrequente Strahlung auch die Blut-Hirn-Schranke öffnen und toxische Moleküle ins Gehirn eindringen lassen. Sie kann Neuronen im Hippokampus (das Gedächtniszentrum im Gehirn) verletzen sowie wesentliche Proteine im Gehirn nach oben oder unten regulieren, die am Stoffwechsel des Gehirns beteiligt sind. Sie kann zu Stressreaktionen führen und neuronale Schutzmecha­nismen auslösen sowie sich auf Neurotransmitter auswirken. Bei Spermien, die WLAN-Strahlung ausgesetzt wurden, konnten mehr Schädigungen der Spermienköpfe und in der DNA festgestellt werden. Hochfrequente Strahlung kann den oxidativen Stress in Zellen erhöhen und zu einer Erhöhung entzündungsfördernder Zytokine führen. Sie kann auch zu einer geringeren Reparaturfähigkeit der DNA sowie zu  Einzel- und Doppelstrangbrüchen führen.

Es haben sich auch kognitive Beeinträchtigungen beim Lernen und dem Gedächtnis gezeigt. Die Ergebnisse der PISA-Leistungserhebungen der OECD beim Lesen und bei der Mathematik zeigen verschlechternde Ergebnisse in Ländern, die am stärksten in die Einführung von Computern in Schulen investiert haben. Multitasking, zu viele Stunden vor dem Bildschirm, wenig Zeit für soziale Kontakte und körperliche Betätigungen mit dem Risiko von Hals- und Rückenschmerzen, Übergewicht, Schlafstörungen sowie durch Informationstechnologien bedingte Sucht sind einige der Risiken und Nebenwirkungen der Informationstechnologie. Sie stehen in starkem Gegensatz zu den oft beschworenen, aber weitgehend unbelegten positiven Wirkungen.

Wir fordern die Schulbehörden in allen Ländern dazu auf, sich über die potenziellen Risiken hochfrequenter Strahlung für heranwachsende und sich entwickelnde Kinder zu informieren. Die Verwendung verkabelter Techniken bei der Schulbildung ist eine sicherere Lösung im Gegensatz zur risikoreichen Exposition gegenüber Strahlung durch kabellose Geräte. Wir fordern Sie dazu auf, das ALARA-Prinzip (ALARA = "As Low As Reasonably Achievable" / so niedrig wie vernünftigerweise möglich) gemäß der Resolution 1815 des Europarats anzuwenden, indem Sie alle angemessenen Maßnahmen zur Verringerung der Exposition gegenüber Hochfrequenzstrahlung ergreifen.

133  Unterzeichner aus 26 Ländern, darunter viele Wissenschaftler und Ärzte (Namen im PDF in der englischen Fassung, s. Downloads)

Praktische Regeln für Schulen im Hinblick auf Kinder und kabellose Technik.

  • Keine kabellosen Netzwerke in Vorschulen, Kindergärten und Schulen.
  • Ein direkter Kabelanschluss wird für jedes Klassenzimmer empfohlen, den die Lehrer während des Unterrichts verwenden können.
  • Vorzug für kabelgebundene Telefone für Mitarbeiter in Vorschulen, Kindergärten und Schulen.
  • Vorzug für kabelgebundene Verbindungen für Internet und Drucker in Schulen sowie Abschaltung von WLAN-Anschlüssen in allen Geräten.
  • Vorzug von Laptops und Tablets, die über Kabel mit dem Internet verbunden werden können.
  • Schülern sollte es nicht gestattet sein, Handys in Schulen zu verwenden. Sie können die Handys entweder zu Hause lassen oder die Lehrkraft sammelt sie im abgeschalteten Modus vor der ersten Unterrichtsstunde am Morgen ein.

Anhang mit weiteren Lesehinweisen  -  Referenzen

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