Wer allerdings Web & Co. für Unterhaltungs und Kommunikationsmedien, wer Smartphones, Apps und Social MediaPlattformen im Kontext von Schule und Weiterbildung für zeitgemäße Lernmittel hält, greift zu kurz. Das immer engere Netz der digitalen Infrastruktur hat als wesentliche Komponente einen permanenten Rückkanal. Alles, was der Einzelne im Netz tut, wird in Datenbanken gespeichert, mit Hilfe von komplexen Algorithmen ausgewertet und zu immer genaueren, personalisierten Profilen destilliert. Menschen sind nurmehr Datenlieferanten für die Mustererkennung und Profilierung durch Big Data. Digitalisierung ist das Synonym für die vollständige Überwachung und Kontrolle aller. Das Freiheitsversprechen des Web erweist sich somit als illusionär. Statt Individualität und Selbstbestimmung herrschen Gruppenzwang und Sozialkontrolle. Der erzwungene Verzicht auf Privatsphäre und Datenprostitution, um z.B. Teil einer Community wie Facebook oder LinkedIn zu werden bzw. zu bleiben, sind Beispiele. Wer an der Kommunikation der Sozialgemeinschaft (Schule, Hochschule, Verein) partizipieren will, wird ins Netz gezwungen.
Gesundheit und Bildung sind die beiden Systeme, die aktuell ganz oben auf der Agenda der Digitalisten stehen und mittels technischer Infrastruktur, Software und Netzwerken kontrolliert und gesteuert werden sollen. Selftracking oder Quantified Self heißt der Trend zum Sammeln körperbezogener Daten wie Puls, Körpertemperatur oder Schlafphasen. Online oder Mobile Learning heißt das gleiche für digitale Lehrmedien. Das Prinzip ist identisch. Es werden möglichst viele Daten über den Einzelnen gesammelt und daraus dann passende Angebote (oder Warnungen) berechnet. In Folge bestimmen Algorithmen, ob und welche Behandlungen ein Patient bekommt oder welches Lernmodul einem Lernling als nächstes auf dem Display oder Touchscreen eingespielt wird. Es sind zugleich die beiden Systeme, die extrem empfindlich auf effizienz und profitmaximierende Ökonomisierung reagieren, da sowohl ärztliche Beratung und Behandlung wie Lehr und Lernprozesse auf gegenseitigem Vertrauen, Achtung, wechselseitigem Respekt und Empathie beruhen. Wer nurmehr quantifiziert und algorithmisch regelt, nimmt diesen Systemen alles Humane.