Handys: "Erhöhtes Krebsrisiko"

Gutachten für das österr. Gesundheitsministerium
Wien (awe). "Es gibt zwar keine Beweise aber zumindest Hinweise darauf, dass die elektromagnetische Strahlung von Mobiltelefonen zu einem erhöhtem Krebs-Risiko führt. Das reicht aus, um öffentlich vor übermäßiger Handynutzung zu warnen."

Michael Kundi, Umwelthygiene-Experte der Universität Wien, erstellte in den vergangenen Monaten im Auftrag von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat ein Gutachten über gesundheitliche Risiken des Mobilfunks. Grundlage dafür waren auch verschiedene bereits veröffentlichte Studien.

Das Gutachten wurde am Mittwoch präsentiert und beinhaltet einen acht Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog, in dem die Ministerin vor allem Kindern einen stark eingeschränkten Umgang mit Handys empfiehlt (siehe Kasten). "Ab sofort werden die Flugblätter in Schulen, bei Ärzten aber auch in Handyshops aufliegen", so Rauch-Kallat.

Universitätsprofessor Kundi ortet ein erhöhtes Gehirntumor-Risiko bei Viel-Telefonierern. Und: "Wegen des dünnen Schädelknochens ist dieses Risiko bei Kindern besonders hoch."

Ernst Wolner, Vorsitzender des Obersten Sanitätsrats (OSR), ging noch einen Schritt weiter. "Wenn sich die Hinweise in nächster Zeit verstärken, sollte man die Mobilfunkbetreiber dazu zwingen, spezielle Geräte für Kinder am Markt anzubieten." Solche würden sich durch besonders geringe Strahlen-Emissionen von anderen unterscheiden.

Wolner warnte jedoch vor Panikmache. "Damit Studien wissenschaftlich aussagekräftig sind, müssen sie auf statistisch signifikante Steigerungen hinweisen. Eine solche wurde bisher noch bei keiner einzigen Untersuchung festgestellt."

Einen verlässlichen Leitfaden für die verunsicherten Konsumenten stellt auch die Warnung des Ministeriums nicht dar. "Weil teure Langzeitstudien notwendig sind, wird sich dieses Rätsel erst in den nächsten Jahrzehnten auflösen", erklärt der Umweltmediziner Erik Huber im Gespräch mit der "Presse". Gemeinsam mit der Wiener Ärztekammer hatte er bereits im August vor den negativen Effekten der Handystrahlung (Unfruchtbarkeit, Krebs, Kopfschmerzen) gewarnt. Er empfiehlt für die Zukunft eine breit angelegte Untersuchung durch ein unabhängiges Institut - etwa die Akademie der Wissenschaften -, an der sich auch die Mobilfunkindustrie finanziell beteiligen sollte.

Artikel veröffentlicht:
29.12.2005
Quelle:
diepresse.com | 29.12.2005

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