Kaum zu glauben: Handystrahlung macht dick!

Pressemitteilung von diagnose:funk, 10.3.2022
Studie der Uni Lübeck weist 22% höhere Kalorienaufnahme nach Handytelefonaten bei Menschen nach – Aufklärung der Bevölkerung nötig

Stuttgart, 10.3.2022: Eine aktuelle Studie der Universität Lübeck weist nun auch beim Menschen nach, dass Mobilfunkstrahlung (hier GSM 900 MHz) zu erhöhter Kalorienaufnahme führen kann. Als Mechanismus vermuten die Forscherinnen und Forscher den durch die Mobilfunkstrahlung veränderten Energiestoffwechsel im Gehirn, der den Appetit reguliert. Aus früheren Studien war dies bereits von Handy-bestrahlten Versuchstieren (Ratten) bekannt.

Die Umwelt- und Verbraucherorganisation diagnose:funk fordert angesichts dieser neuen Erkenntnisse von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach und von der Bundesärztekammer eine breite Aufklärungskampagne für die Bevölkerung und die Ärzteschaft: Der Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und Übergewicht muss den Bürgerinnen und Bürgern und den Ärztinnen und Ärzten bekannt werden, um daraus Verhaltensänderungen und Gesundheitshinweise ableiten zu können. Die Bundesregierung muss außerdem im Sinne des Vorsorgeprinzips den weiteren Ausbau des Mobilfunknetzes bremsen und stattdessen vermehrt den Glasfaserausbau fördern – mehr Daten mit weniger Strahlung.

„Zugespitzt können wir nun sagen: Handystrahlung macht nicht nur krank, sondern auch noch dick“, sagt Jörn Gutbier, Vorsitzender von diagnose:funk. „Diese neue Lübecker Studie ergänzt die Erkenntnisse zu Schädigungsmechanismen, die wir seit Jahren aus der Forschung zu Mobilfunkstrahlung haben: Weit unterhalb der Grenzwerte kann Mobilfunkstrahlung unsere Zellen so beeinflussen, dass vermehrt schädlicher sogenannter oxidativer Zellstress entsteht. Dieser oxidative Zellstress führt zu vielfältigen Krankheitsbildern bis hin zum Krebs, das bestätigt eine aktuelle groß angelegte Review-Studie auf EU-Ebene. Nun kommt auch noch ein ungesunder appetitanregender Faktor hinzu!“

diagnose:funk präsentiert die Lübecker Studie in der neuen Ausgabe 2022-1 der Fachzeitschrift ElektrosmogReport. Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und erschien peer-reviewed im Januar 2022 in der Fachzeitschrift „Nutrients“:
Wardzinski EK, Jauch-Chara K, Haars S, Melchert UH, Scholand-Engler HG, Oltmanns KM, (2022): Mobile Phone Radiation Deflects Brain Energy Homeostasis and Prompts Human Food Ingestion. Nutrients 14, 339
Studie im Volltext: https://www.mdpi.com/2072-6643/14/2/339/htm

Wissenschaftliche Besprechung der  Studie in der neuen Ausgabe 2022-1 der Fachzeitschrift ElektrosmogReport: https://www.emfdata.org/de/studien/detail&id=625
Populärwissenschaftliche Darstellung: https://www.diagnose-funk.org/1805 

Bereits 2011 ergab die damals vielbeachtete Studie von Volkow et al., dass Handystrahlung sich auf den Glukosestoffwechsel auswirkt, der den Appetit beeinflusst. Die Studie fand auch deshalb große Beachtung, weil die Studienleiterin Nora D. Volkow Direktorin des US National Institute on Drug Abuse (NIDA) war und noch ist.

Zuletzt hatte die oben erwähnte sehr ausführliche Review-Studie zu 5G-Mobilfunk des Komitees zur Technikfolgenabschätzung des EU-Parlaments (STOA) an 270 Studien gezeigt, dass Mobilfunkstrahlung zu Krebs und zu männlicher Unfruchtbarkeit beiträgt bzw. dazu führen kann.
Studie „Gesundheitliche Auswirkungen von 5G“: https://www.diagnose-funk.org/1789

Artikel veröffentlicht:
10.03.2022
Autor:
Matthias von Herrmann
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