Worldwatch: Handyboom bedroht Umwelt

Stüdie über Auswirkungen von Elektronik-Müll
Ungehemmter Handyboom bedroht Menschenaffen im Kongo. Ausgemusterte Handys: Der elektronische Müll wird laut einer Studie ein immer größeres Umwelt-Problem.

Washington (dpa) - In den USA liegen nach einer neuen Studie des Worldwatch-Instituts eine halbe Milliarde ausgemusterter Handys herum. Der elektronische Müll werde ein immer größeres Problem, schreibt das Umwelt-Institut in seiner neuesten Ausgabe weltweiter Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialtrends („Vital Signs 2006-07“).
Gleichzeitig bedrohe der weltweite Handyboom und die Unlust zum Recyclen die Menschenaffen in Afrika. Das für die Mikrochips in Handys notwendige Erz Coltan wird praktisch nur in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut. Dabei werden die Lebensräume der Menschenaffen zerstört. 46 Zoos haben deshalb nach Angaben von Worldwatch weltweit Recycling-Programme für Handys aufgelegt.

Im vergangenen Jahr wurden nach der Studie weltweit gut 815 Mill. Handys verkauft, 20 Prozent mehr als 2004. Der größte Markt ist der chinesische, wo jedes 5. Mobiltelefon angemeldet ist. Insgesamt habe sich die Zahl der Handybenutzer innerhalb von fünf Jahren verdreifacht, auf 2,1 Mrd. 2005. Ein Handy wird im Schnitt nach 14 Monaten ausgesondert.

Worldwatch warnt in seiner Studie, dass Handel und Konsum zwar weltweit auf Rekordniveau stiegen, die Umweltzerstörung aber gleichzeitig voranschritt. Während im vergangenen Jahr Produktionsrekorde bei Stahl (gut eine Mrd. Tonnen), Aluminium (31 Mill. Tonnen) und Autos (45,6 Millionen) erreicht wurden, stieg die durchschnittliche Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre um 0,6 Prozent. 20 Prozent der Korallenriffe sind zerstört, und 20 Prozent der Mangrovenwälder.

"So weiter machen wie bisher schädigt die Ökosysteme und die Menschen, die darauf angewiesen sind", sagte der Autor der Studie, Erik Assydourian. „Wenn jeder so leben würde wie die Durchschnittsbevölkerung in den reichen Ländern, könnte der Planet nur 1,8 Milliarden Menschen tragen, nicht die 6,5 Mrd., die heute leben. Und die Bevölkerung wächst noch, auf 8,9 Mrd. bis 2050.“

Artikel veröffentlicht:
15.07.2006
Quelle:
Handelsblatt, 15.07.2006

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